Täter wohl psychisch krank

Todesfahrt durch Mannheimer Fußgängerzone

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Nach der Todesfahrt wurde die Mannheimer Innenstadt abgesperrt. Einsatzfahrzeuge der Polizei hinter einem Absperrband am 3. März 2025 in Mannheim.

In einer Mannheimer Fußgängerzone ist am Montagmittag ein Auto in eine Gruppe von Menschen gerast. „Dabei wurden nach derzeitigem Stand zwei Personen tödlich und mehrere Personen schwer verletzt“, teilte der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) mit. Ein Tatverdächtiger sei festgenommen worden. Es handele sich um einen 40-jährigen Deutschen aus Rheinland-Pfalz, wohnhaft in Ludwigshafen, so Strobl.

Ein Polizeisprecher sagte am Abend, die Tat habe nach bisherigen Erkenntnissen „keinen politischen Hintergrund“. Es handele sich „zum derzeitigen Stand der Ermittlungen um einen Einzeltäter“. Hinweise auf weitere Tatverdächtige lägen nicht vor. Strobl fügte hinzu, es gebe keine Hinweise auf ein extremistisches oder religiöses Tatmotiv.

Am Montagabend besuchten Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) Mannheim. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Strobl äußerten sie sich zutiefst betroffen.

Ein Vertreter der Staatsanwaltschaft sagte, man habe „konkrete Anhaltspunkte auf eine psychische Erkrankung des Täters“. Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann erklärte, manche Täter seien „einfach krank und verwirrt“. Solche Taten seien „schwer auszuhalten“.

Der Polizeisprecher bestätigte mindestens zwei Todesopfer, zudem seien zehn Personen verletzt worden, fünf von ihnen schwer. Die Tat mit einem Kleinwagen geschah laut Polizei gegen 12.15 Uhr. Strobl sagte, der Mann sei mit sehr hoher Geschwindigkeit gefahren. Laut einem Augenzeugenbericht raste der Autofahrer in die Haupteinkaufsstraße „Planken“ und fuhr mehrere Passanten an oder um, wie der „Mannheimer Morgen“ berichtete. Bundesinnenministerin Faeser sprach von „Horror“ am helllichten Tag.

Strobl sagte, das Geschehen reihe sich ein in Straftaten der jüngeren Vergangenheit, „bei denen ein Automobil als Waffe missbraucht wurde“. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach eigenen Angaben wegen zweifachen Mordes und mehrfachem Mordversuch. Bürgerinnen und Bürger waren zunächst gebeten worden, wegen des Polizeieinsatzes die Innenstadt zu meiden und großräumig zu umfahren. Am Nachmittag betonte die Polizei: „Es besteht aktuell keine Gefahr für die Bevölkerung.“

Auf den „Planken“ und rund um den Wasserturm sollte noch bis Dienstag der sogenannte Fasnachtsmarkt stattfinden – mit 60 Imbissbuden sowie Fahr- und Spielgeschäften von Schaustellern. Noch am Fasnachtssonntag hatten rund 200.000 Menschen friedlich und ohne Zwischenfälle in Mannheim Karneval gefeiert. Die Todesfahrt habe mit dem Rosenmontag an sich nichts zu tun, so Strobl. Man könne und wolle auch nicht die Innenstädte zu „umzäunten Festungen“ machen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb auf der Plattform X (vormals Twitter): „Erneut trauern wir mit den Angehörigen der Opfer einer sinnlosen Gewalttat und bangen um Verletzte. Damit können wir uns nicht abfinden.“

CDU-Chef Friedrich Merz erklärte: „Die Tat in Mannheim erschüttert uns. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Der Vorfall – wie auch die schrecklichen Taten der vergangenen Monate – mahnt uns eindringlich: Wir müssen alles tun, um solche Taten zu verhindern.“

Die badische evangelische Landesbischöfin Heike Springhart betonte: „Auch wenn wir noch nicht alle Umstände kennen, ist deutlich: Wieder wurden unschuldige Menschen durch eine sinnlose Tat verletzt und in Angst und Schrecken versetzt.“ Am Dienstag soll um 17.30 Uhr in der Mannheimer „Citykirche Konkordien“ eine ökumenische Andacht stattfinden.

Norbert Demuth/KNA

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