Syrien – Katholische Sonntagszeitung https://www.katholische-sonntagszeitung.de Wed, 12 Mar 2025 08:55:33 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 Syrischer Erzbischof Jaques Mourad sieht Anzeichen für Völkermord https://www.katholische-sonntagszeitung.de/syrischer-erzbischof-jaques-mourad-sieht-anzeichen-fuer-voelkermord-582215/ Wed, 12 Mar 2025 08:55:33 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=582215 Nach den Massakern an der alawitischen Minderheit in Syrien sieht der katholische Erzbischof von Homs, Jacques Mourad, Anzeichen für einen Völkermord. Bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im Kloster Steinfeld in der Eifel sprach Mourad am Dienstag von einem „schrecklichen Verbrechen“. Die Übergangsregierung in Syrien trage die Verantwortung dafür. Aber auch viele Soldaten der Regierung seien getötet worden.

Mourad sieht das Nachbarland Türkei ebenfalls in der Verantwortung: „Die Türkei hat eine Mitverantwortung, weil die Grenzen nach Syrien offen sind auf der Höhe von Idlib. Da kommen die Militärs, diese fanatischen Gruppen, durch, um diese Massaker zu verüben.“

Syrien brauche die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft, sagte der Erzbischof. Er war 2015 von Dschihadisten des „Islamischen Staats“ entführt und fünf Monate lang gefangen gehalten worden, bis ihm die Flucht gelang.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden vergangene Woche bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des gestürzten Machthabers Baschar al-Assad und Sicherheitskräften der neuen Regierung mehr als 1.000 Menschen getötet. Berichte über Massaker von islamistischen Miliz-Angehörigen an Alawiten sorgten international für Entsetzen.

KNA

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Bischöfe fordern mehr Schutz von Christen in Syrien https://www.katholische-sonntagszeitung.de/bischoefe-fordern-mehr-schutz-von-christen-in-syrien-582173/ Tue, 11 Mar 2025 08:22:29 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=582173 Nach den Gewaltexzessen gegen Alawiten in Syrien sieht die Deutsche Bischofskonferenz auch die christliche Minderheit des Landes in ihrer Existenz bedroht. „Die Gefahr ist sehr real“, sagte der Konferenzvorsitzende, Bischof Georg Bätzing, zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung am Montag im Kloster Steinfeld in Nordrhein-Westfalen.

Die Zahl der Christen in Syrien sei seit Beginn des Bürgerkriegs vor mehr als zwölf Jahren von 1,5 Millionen auf etwa 300.000 gesunken. „Christinnen und Christen werden zerrieben“, beklagte Bätzing.

Der syrisch-katholische Erzbischof von Homs, Jacques Mourad, wird am heutigen Dienstag als Gast bei der Vollversammlung erwartet. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden in den vergangenen Tagen bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des gestürzten Machthabers Baschar al-Assad und Sicherheitskräften der neuen Regierung mehr als 1.000 Menschen getötet. Am Wochenende sorgten Berichte über Massaker von islamistischen Miliz-Angehörigen an der alawitischen Minderheit international für Entsetzen.

Bei den Tätern soll es sich vor allem um Dschihadisten aus den Reihen der sunnitischen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) handeln. Deren Kämpfer hatten im Dezember den syrischen Diktator Baschar al-Assad vertrieben und die Macht übernommen. Assad und ein Großteil der gestürzten Herrschaftselite entstammen wie viele Opfer der derzeitigen Gewaltwelle der religiösen Minderheit der Alawiten, einer Sekte mit Bezügen zum schiitischen Islam.

Syriens Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa hatte bei der Machtübernahme angekündigt, alle Minderheiten zu schützen. Die Bischofskonferenz fordert nun, auf diese Worte Taten folgen zu lassen.

KNA

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Bischöfe sprechen über Folgen der Bundestagswahl und der Weltsynode https://www.katholische-sonntagszeitung.de/bischoefe-sprechen-ueber-folgen-der-bundestagswahl-und-der-weltsynode-582077/ Mon, 10 Mar 2025 09:13:39 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=582077 Überschattet von der schweren Erkrankung des Papstes in Rom kommen die katholischen Bischöfe in Deutschland heute (Montag) im Kloster Steinfeld (Nordrhein-Westfalen) zu Beratungen zusammen. Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung geht es um Konsequenzen aus der Weltsynode in Rom im vergangenen Oktober in Rom und aus der Bundestagswahl vor zwei Wochen.

Welche Folgen die schwere Atemwegserkrankung des Papstes hat, ist kein offizielles Thema des viertägigen Treffens. Aber weil Franziskus mehrere akute Atemkrisen hatte und seit mehr als drei Wochen in der römischen Gemelli-Klinik liegt, wird weltweit spekuliert, ob und wann der 88-Jährige seine Arbeit im Vatikan wieder aufnehmen kann.

Die rund 60 Bischöfe und Weihbischöfe aus den 27 deutschen Bistümern befassen sich auch mit der politischen Lage in Syrien. Der syrisch-katholische Erzbischof von Homs, Jacques Mourad, wird als Gast erwartet. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind in den vergangenen Tagen mehr als 1.000 Menschen bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des gestürzten Machthabers Baschar al-Assad und Sicherheitskräften der neuen Regierung getötet worden. Am Wochenende sorgten Berichte über Massaker von islamistischen Miliz-Angehörigen an der alawitischen Minderheit international für Entsetzen.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx kann krankheitsbedingt nicht an der Vollversammlung in der Eifel teilnehmen. Am Mittwoch war bekanntgeworden, dass er sich am Arm verletzt hat und operiert werden muss.

Auch der bisherige Bischof von Münster, Felix Genn, fährt nicht zur Vollversammlung. Am Donnerstag hatte er mit seinem 75. Geburtstag die vorgesehene Altersgrenze für Bischöfe erreicht. Am Sonntag nahm Papst Franziskus vom Krankenhaus aus Genns Rücktrittsangebot an.

KNA

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Papst sendet Kardinal auf Sondermission nach Syrien https://www.katholische-sonntagszeitung.de/papst-sendet-kardinal-auf-sondermission-nach-syrien-578021/ Thu, 23 Jan 2025 10:21:38 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=578021 Papst Franziskus hat einen seiner wichtigsten Experten für religionspolitische Fragen im Nahen Osten nach Syrien entsandt. Wie das vatikanische Dikasterium für die östlichen Kirchen am Mittwoch mitteilte, beginnt Kardinal Claudio Gugerotti am Donnerstag eine mehrtägige Reise in den Libanon und nach Syrien. Der langjährige Spitzendiplomat des Vatikans und jetzige Präfekt der Ostkirchen-Abteilung solle den Katholiken in Syrien in der aktuellen politischen Lage die Unterstützung der weltweiten katholischen Kirche und des Bischofs von Rom übermitteln, heißt es in der Mitteilung.

Die seit ältester Zeit in Syrien ansässigen Kirchen hätten durch ihre Treue zum christlichen Glauben einen fundamentalen Beitrag zur Entwicklung der Gesellschaft, der Wissenschaft und der Wirtschaft geleistet. Sie verlangten, dass sie auch weiterhin zur Entwicklung eines syrischen Staates beitragen können, der den Kräften der religiösen Konfrontation und der Spaltung widerstehe und Einheit in der Verschiedenheit fördere, so der Vatikan.

Der Papst wolle, dass die Beschränkungen, die den Syrern Not gebracht und so viele zur Auswanderung gezwungen hätten, aufgehoben werden. Sie sollten ein friedliches Land schaffen, in dem alle Bevölkerungsgruppen in Wohlstand und in der Anerkennung von Freiheit, Menschenwürde und Unterschiedlichkeit leben könnten, heiß es in der Mitteilung. Ausgangspunkt müsse die Erarbeitung einer neuen Verfassung sein. Die katholische Kirche sichere ihren bestmöglichen Beitrag zur Wiedergeburt Syriens zu.

Gugerotti werde in Begleitung zweier Geistlicher sowie des Apostolischen Nuntius, Kardinal Mario Zenari, in Damaskus und Aleppo zahlreiche Bischöfe, Geistliche, Ordensleute und Laien treffen. Ferner werde er mit dem melkitischen Patriarchen Jussef Absi, mit dem syrisch-orthodoxen Patriarchen Mor Ignatius Aphrem II. und mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Johannes X., sowie zahlreichen ostkirchlichen Würdenträgern sprechen. Ausgangs- und Schlusspunkt seiner Reise vom 23. bis 30. Januar werde die Apostolische Nuntiatur im Libanon sein.

KNA

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Die Christen in Syrien gehören untrennbar zur Gesellschaft https://www.katholische-sonntagszeitung.de/christen-in-syrien-gehoeren-zur-gesellschaft-575380/ Wed, 18 Dec 2024 09:49:27 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=575380 Der Bischof der armenisch-orthodoxen Kirche in Damaskus, Armash Nalbandian, sieht die Christen in Syrien nicht als Minderheit, sondern als unzertrennlichen Bestandteil der Gesellschaft. „Wir wollen uns beteiligen und mitreden bei der Bildung einer neuen Regierung, einer neuen Ordnung und Verfassung“, sagte er dem katholischen Kölner Internetportal domradio.de.

Das Ende der 50-jährigen Herrschaft des Assad-Regimes sei zwar ein historischer Moment, dennoch schaue man derzeit auch mit Sorge und Angst auf das, was auf die Menschen in Syrien zukommt, sagte der Kirchenvertreter.

Vertreter der neuen Regierung hätten sich vor wenigen Tagen mit Kirchen und Religionsgemeinschaften getroffen. „Das Treffen fand in einer Kirche statt und teilgenommen haben ungefähr 40 Bischöfe und Priester“, berichtete der armenisch-orthodoxe Bischof. Das Gespräch soll mehr als zweieinhalb Stunden gedauert haben. Man habe alle Sorgen und Fragen auf den Tisch gelegt. Den Religionsvertretern habe man versprochen, dass alles gut sein würde. „Auf jeden Fall muss es eine Verfassung geben, die die Rechte von allen Menschen in Syrien wahrt, da sind wir Bischöfe uns einig.“

Die orthodoxen Bischöfe selbst haben beraten und gemeinsam entschieden, Weihnachten und Neujahr „in sehr bescheidender Weise“ zu feiern. Dazu würden nur Gottesdienste und Gebete gehören, sagte der Bischof. Zudem würden Kirchengemeinden auf Weihnachtsmärkte und -bäume verzichten. Man wolle die Tage nicht besonders festlich gestalten, wenn es Menschen zugleich nicht so gut gehe. Derzeit sei die Lage zwar ruhig und es gebe keine Schießereien, allerdings wisse man nicht, wie die Situation sich entwickeln werde.

KNA

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„Christen sind ein integraler und wesentlicher Teil der syrischen Gesellschaft“ https://www.katholische-sonntagszeitung.de/christen-sind-ein-integraler-und-wesentlicher-teil-der-syrischen-gesellschaft-575071/ Mon, 16 Dec 2024 10:14:21 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=575071 Der maronitische Patriarch Bechara Rai hat dazu aufgerufen, Syrien nicht ohne die Christen wiederaufzubauen. „Christen sind ein integraler und wesentlicher Teil der syrischen Gesellschaft“, sagte das Oberhaupt der größten christlichen Gemeinschaft im Libanon am Sonntag bei einem Gottesdienst im libanesischen Bkerke. Das Christentum sei seit seinen Anfängen in Syrien tief verwurzelt.

Ein Treffen der Bischöfe und Priester von Aleppo und Damaskus mit den neuen Machthabern in Syrien sei in dieser Woche „beruhigend“ verlaufen, berichtete der Kardinal. Die Kirchenvertreter hätten ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Beteiligung an der Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten zum Wohle aller Syrer und insbesondere der Christen bekundet.

„Syrien ist die Wiege des Christentums, das seit seinen Anfängen tief verwurzelt ist“, fügte Rai hinzu. Die Christen hätten dort dazu beigetragen, „das Zusammenleben, die Gerechtigkeit, den Frieden, die Freiheit und die Menschenrechte zu schützen“.

Heute sei es notwendig, alle syrischen Parteien zur Zusammenarbeit beim Wiederaufbau des Landes zu bewegen, und „Syrien auf den Grundlagen von Staatsbürgerschaft und Gleichheit ohne religiöse, konfessionelle oder ethnische Unterschiede oder kulturelle Unterschiede aufzubauen“. Daran müssten sich auch die Christen beteiligen.

Gleichzeitig appellierte Rai an seine Landsleute, die Gunst des Waffenstillstands zwischen der Hisbollah und Israel zu nutzen und am 9. Januar endlich einen neuen Staatspräsidenten zu wählen.

Das Amt des Staatsoberhaupts im Libanon, das laut Verfassung zu den maronitischen Christen gehören muss, ist seit Herbst 2022 vakant. Die aktuelle Regierung unter Ministerpräsident Najib Mikati ist daher nur geschäftsführend im Amt und kann die Amtsgeschäfte nur provisorisch wahrnehmen.

„Wir beten für einen gerechten und dauerhaften Frieden in Syrien. Und wir beten dafür, dass der Waffenstillstand zwischen Israel und dem Libanon zu einem echten und dauerhaften Friedensabkommen wird“, ergänzte der Patriarch, der im Libanon auch starken gesellschaftlichen und politischen Einfluss besitzt.

KNA

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Papst mahnt Stabilität für Syrien an – Scherz über Hämatom am Kinn https://www.katholische-sonntagszeitung.de/papst-mahnt-stabilitaet-fuer-syrien-an-scherz-ueber-haematom-am-kinn-574921/ Fri, 13 Dec 2024 10:02:19 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=574921 Papst Franziskus hofft auf Frieden und Sicherheit für die Menschen in Syrien. „Ich verfolge jeden Tag, was in Syrien in diesem heiklen Moment seiner Geschichte passiert“, sagte er am Mittwoch bei der Generalaudienz im Vatikan.

Er forderte eine politische Lösung für Stabilität und Einheit des Landes ohne weitere Konflikte und Spaltungen. Die verschiedenen Religionen sollten in Freundschaft und gegenseitigem Respekt für das Wohl der jahrelang unter Krieg leidenden Nation zusammenarbeiten, sagte der Papst vor Tausenden Menschen in der vatikanischen Audienzhalle.

Erneut bat er um Frieden für „die gequälte Ukraine“ sowie für Palästina, Israel und Myanmar. „Krieg ist immer eine Niederlage“, sagte Franziskus bei der ersten Generalaudienz dieses Spätherbsts in der Aula Paolo VI. In den Wintermonaten werden die großen Papst-Audienzen am Mittwochmorgen vom Petersplatz in die benachbarte Audienzhalle verlegt.

Aus der Krippe aus Bethlehem war sowohl das Palästinensertuch als auch das Jesuskind entfernt worden. Die palästinensische „Kufiya“ hatte für Kritik insbesondere von Vertretern des Judentums gesorgt. Ein Rabbiner warf dem Vatikan eine „Palästinisierung“ von Jesus vor, der jedoch Jude gewesen sei.

Franziskus, der am Dienstag 88 Jahre alt wird, sprach bei der knapp einstündigen Audienz mit belegter Stimme und wirkte erkältet. Der blaue Fleck an seiner rechten Kinnseite, den er sich laut Vatikanangaben am Freitag bei einem „kleinen Sturz“ auf seinen Nachttisch zugezogen hat, war noch deutlich zu sehen. Das Hämatom fiel bereits bei der Ernennung von 21 neuen Kardinälen am Wochenende im Petersdom auf.

Dazu berichtete der neue Belgrader Kardinal Ladislav Nemet dem Kölner katholischen Portal domradio, der Papst sei von den Kardinälen nach dem Hergang gefragt worden. „Er hat kein Wort gesagt, sondern nur mit einer Geste gezeigt, dass ihm jemand ins Gesicht geschlagen hätte“, sagte der Erzbischof von Belgrad. „Ich habe gefragt, ob es ein Priester oder ein Kardinal war. Der Papst hat geantwortet, dass es ein Priester war, den er nicht zum Kardinal ernannt habe. Wir haben alle wild gelacht“, berichtete der 68-Jährige. Der Papst sehe „schwach aus, seine Stimme ist schwach“, aber „der Humor des Heiligen Vaters ist unglaublich“, sagte Nemet.

KNA

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Kirchliche Hilfswerke hoffen auf Sicherheit für syrische Christen https://www.katholische-sonntagszeitung.de/kirchliche-hilfswerke-hoffen-auf-sicherheit-fuer-syrische-christen-574627/ Tue, 10 Dec 2024 08:52:19 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=574627 Die siegreichen islamistischen Rebellen in Syrien haben versprochen, die Rechte von Minderheiten zu respektieren. Gewalt und Diskriminierung, die in der Vergangenheit unter vorrückenden Terrorgruppen im Nahen Osten an der Tagesordnung waren, werde es nicht geben, sicherte die Führung der HTS-Miliz zu, die am Wochenende blitzartig die Hauptstadt Damaskus einnahm und die Diktatur von Machthaber Baschar al-Assad stürzte. Christliche Hilfswerke aus Deutschland beurteilten die dramatisch gewandelte Lage im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) verhalten optimistisch bis skeptisch.

„Bisher haben wir keine Nachrichten über Ausschreitungen von Islamisten gegen Christen oder christliche Einrichtungen in Syrien“, sagte etwa die Länderreferentin des Hilfswerks Missio für den Nahen Osten, Romina Elbracht, der KNA. Der HTS-Miliz sei bewusst, dass die ganze Welt auf sie schaue. Dennoch sei schwer vorauszusagen, ob die Rebellen ihr abgegebenes Bekenntnis zu Vielfalt und Minderheitenschutz in Syrien einhalten werden. „Wir müssen sie an ihren Taten in den kommenden Wochen und Monaten messen und die Bildung einer Übergangsregierung abwarten“, sagte die Stellvertretende Leiterin der Auslandsabteilung von Missio.

Das Hilfswerk Misereor hält eine künftige Bedrohung von Christen in Syrien nicht für ausgeschlossen. „Es hängt alles davon ab, welche Kräfte innerhalb der Anti-Assad-Koalition in Zukunft die Oberhand behalten“, sagte dessen Syrien-Referentin Karin Bräuer der KNA. Sollten Parteienkämpfe zwischen den Milizen ausbrechen, „dann kann es furchtbar werden“, sagte Bräuer. Dann bestehe sehr wohl die Gefahr von Lynchjustiz gegen einstige Anhänger des Regimes und Übergriffe auf Minderheiten wie die Christen. „Die Islamisten bleiben vorerst eine große Unbekannte.“

Auch das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ mahnte zum Schutz religiöser Minderheiten in Syrien. „Wir fordern sowohl die internationale Gemeinschaft als auch die neuen Machthaber in Syrien auf, den Schutz der Grundrechte aller Religionsgemeinschaften sicherzustellen“, teilte die geschäftsführende Präsidentin Regina Lynch in München mit. „Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass die Religionsfreiheit in Zeiten der Instabilität in der Region stark eingeschränkt werden kann“, sagte Lynch weiter. Sie kündigte an, „Kirche in Not“ werde sich bei seinen Projekten weiterhin darauf konzentrieren, „der am stärksten gefährdeten christlichen Minderheit“ zu helfen.

Die Hilfsorganisation Caritas international zeigte sich „vorsichtig hoffnungsvoll“, dass nun ein echter Neuanfang in Syrien möglich ist. Neben einem raschen Wiederaufbau mit internationaler Hilfe seien der Schutz der Menschenrechte und die Sicherheit der Bevölkerung entscheidend, erklärte Caritas international in Freiburg. „Nach dem Fall des Assad-Regimes hoffen wir, endlich Zugang zu allen Regionen Syriens zu erhalten, um die dringend benötigten Hilfen auszuweiten“, sagte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, der KNA.

Unterdessen äußerte sich der Botschafter des Papstes in Syrien erleichtert über den bislang weitgehend friedlichen Machtwechsel in dem Land. Im Gespräch mit Vatican News richtete Kardinal Mario Zenari einen eindringlichen Appell an die internationale Gemeinschaft, die Sanktionen gegen das Land aufzuheben, um den Wiederaufbau zu ermöglichen. „Der einzige Weg zu einem stabilen Syrien ist Versöhnung. Nur durch Dialog und Zusammenarbeit aller ethnischen und religiösen Gruppen können wir die Wunden des Bürgerkriegs heilen.“ Er appellierte an die neuen Machthaber, ihre Versprechen einzuhalten.

KNA

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Papst-Botschafter Zenari: Sanktionen gegen Syrien aufheben https://www.katholische-sonntagszeitung.de/papst-botschafter-zenari-sanktionen-gegen-syrien-aufheben-574486/ Mon, 09 Dec 2024 09:51:02 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=574486 Der Botschafter des Papstes in Syrien zeigt sich erleichtert über den bislang weitgehend friedlichen Machtwechsel in dem Land. Im Gespräch mit Vatican News richtete Kardinal Mario Zenari einen eindringlichen Appell an die internationale Gemeinschaft, die Sanktionen gegen das Land aufzuheben, um den Wiederaufbau zu ermöglichen.

Es scheine, „als wäre ein Problem gelöst, das so viel Leid gebracht hat. Entscheidend ist, dass es ohne Blutvergießen geschah“, sagte der seit 2008 in Syrien tätige Apostolische Nuntius. Versöhnung und Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben hätten nun oberste Dringlichkeit.

„Die Rebellen haben in den ersten Stunden den Dialog mit den Bischöfen in Aleppo gesucht und Respekt für religiöse Vielfalt zugesichert“, berichtete Zenari. „Wir hoffen, dass diese Versprechen eingehalten werden und dass die internationale Gemeinschaft den friedlichen Übergang unterstützt.“

Gleichzeitig drückte Zenari seine Sorge um die junge Generation aus: „Für viele Jugendliche gab es in Syrien keine Perspektive außer der Flucht. Jetzt besteht die Hoffnung, dass sie eine Zukunft in ihrem Heimatland finden können.“ Er rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, nicht nur humanitäre Hilfe zu leisten, sondern auch durch die Aufhebung der Sanktionen zur Stabilisierung des Landes beizutragen.

Für Kardinal Zenari liegt der Fokus nun auf dem Aufbau einer pluralen Gesellschaft: „Der einzige Weg zu einem stabilen Syrien ist Versöhnung. Nur durch Dialog und Zusammenarbeit aller ethnischen und religiösen Gruppen können wir die Wunden des Bürgerkriegs heilen.“ Er appellierte an die neuen Machthaber, ihre Versprechen einzuhalten.

Zuvor hatte sich auch das katholische Hilfswerk Missio Aachen erleichtert darüber gezeigt, dass es bislang keine Übergriffe gegen Christen oder religiöse Minderheiten gegeben habe. Nach Einschätzung der Missio-Partner vor Ort sei Syrien nun in eine „neue politische Phase“ eingetreten, hieß es.

Sie befürchteten dabei eine Teilung Syriens in verschiedene Einflusszonen. Jetzt sei es wichtig, eine politische Leitfigur zu finden, „die das Land regieren kann, alle Teile der Gesellschaft vereint und sich jedem Versuch, das Land zu spalten, widersetzt“, erklärte der Leiter des Regionalbüros Naher Osten von Missio, Robert Chelhod. Die internationale Staatengemeinschaft solle sich für die „Einheit Syriens“ einsetzen, erklärte Chelhod. Nötig sei ein geordneter, friedlicher Übergang, in dem die Syrer über ihre Zukunft selbst entscheiden könnten.

Papst Franziskus rief zum Gebet für Syrien auf. Beim Mittagsgebet auf dem petersplatz forderte er erneut mehr Einsatz für den Frieden an den Krisenherden der Welt. „Ich appelliere an die Regierungen und die internationale Gemeinschaft, damit wir das Weihnachtsfest mit einem Waffenstillstand an allen Kriegsfronten begehen können“, sagte Franziskus. Er forderte zum Gebet für die „gequälte Ukraine“, den Nahen Osten, Palästina, Israel, Libanon, Myanmar, Sudan, und „jetzt auch Syrien“ auf.

Nach Schätzungen von Religionsexperten ist der Anteil der Christen in Syrien zuletzt auf unter zwei Prozent gefallen. Vor Beginn des Bürgerkriegs 2011 hatte er noch sechs Prozent betragen. Viele Christen haben in Folge der andauernden Gewalt das Land verlassen.

KNA

 

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Organisationen setzen Erdbebenhilfe in Syrien und Türkei fort https://www.katholische-sonntagszeitung.de/organisationen-setzen-erdbebenhilfe-in-syrien-und-tuerkei-fort-freitag-02-februar-2024-09-18-00-20517/ Fri, 02 Feb 2024 07:18:00 +0000 https://kath-sonntagszeitung.prod.welocal.cloud/organisationen-setzen-erdbebenhilfe-in-syrien-und-tuerkei-fort-freitag-02-februar-2024-09-18-00-20517/ Knapp ein Jahr nach dem Erbeben in Syrien und der Türkei sind viele Menschen Helfern zufolge immer noch dringend auf Unterstützung angewiesen. In den besonders vom Erdbeben betroffenen Regionen im Süden der Türkei und im Nordwesten Syriens seien die Auswirkungen der Katastrophe weiterhin deutlich spürbar, erklärte die Hilfsorganisation Care. Die Diakonie Katastrophenhilfe wies auf die psychischen Folgen der Katastrophe für die Menschen hin.

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Bei dem Erdbeben am 6. Februar 2023 waren in Syrien und der Türkei fast 60.000 Menschen gestorben, über 280.000 Gebäude stürzten ein oder wurden schwer beschädigt. Schätzungen zufolge sind knapp 18 Millionen Menschen von der Katastrophe und ihren Folgen betroffen.

Vor dem Hintergrund finanzieller Kürzungen sehen sich laut Care immer weniger Hilfsorganisationen in der Lage, ihre Unterstützung in dem bisherigen Maße aufrechtzuerhalten. "Ohne ausreichende Finanzierung wird die humanitäre Not weiter eskalieren", erklärte die Direktorin von Care-Türkei, Rishana Haniffa. "Die internationale Gebergemeinschaft muss die andauernden Auswirkungen des Erdbebens und langfristigen Risiken für die Türkei und Syrien umgehend ernst nehmen." Schon 2023 sei etwa der humanitäre Bedarfsplan von rund 5,4 Milliarden US-Dollar für Syrien aber nur zu etwa einem Drittel gedeckt gewesen.

Bei den Maßnahmen der Diakonie Katastrophenhilfe stehen den Angaben zufolge derzeit Bargeldhilfen und psychosoziale Unterstützung im Vordergrund. Aktuell müssten in der besonders betroffenen Provinz Hatay im Süden der Türkei weiterhin rund 300.000 Menschen in provisorischen Zelten und Containern unterkommen. Bei winterlichen Temperaturen rufe das Erinnerungen an die Zeit nach dem Beben hervor, erklärte Programm-Koordinator Umutcan Yüksel. "Viele leiden an Depressionen und Angstzuständen."

Zentral sei zudem derzeit die Hilfe mit Bargeld. "Die lokalen Märkte haben sich erholt. Bargeldhilfe kann dazu beitragen, die lokale Wirtschaft wiederzubeleben", erklärte Yüksel.

Auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) konzentriert sich mit seiner Hilfe derzeit darauf, lokale Strukturen zu stärken und so zur Stabilisierung beizutragen. Die Herausforderung bestehe darin, an verschiedenen Orten gleichzeitig Hilfe zu leisten, sagte DRK-Generalsekretär Christian Reuter. Das Hilfswerk unterstützte zuletzt mit über 2,8 Millionen Euro rund 10.0000 Familien dabei, ihren dringendsten Bedarfe zu decken. Auch die medizinische Versorgung von Müttern und Neugeborenen im Kinderkrankenhaus von Aleppo werde fortgesetzt.

Die Welthungerhilfe mahnt, die Menschen in Syrien nicht zu vergessen. Schon der vor 13 Jahren begonnene Bürgerkrieg habe dazu geführt, dass rund 80 Prozent der Menschen in der Region auf humanitäre Hilfe angewiesen seien. "Mit dem Erdbeben und der nachfolgenden Überschwemmung durch Starkregen erlebten sie eine Katastrophe in der Katastrophe", sagte Generalsekretär Mathias Mogge. "Angesichts der Vielzahl an Krisen und Konflikten weltweit fühlen sich die Menschen im Nordwesten Syriens unsichtbar und auf sich allein gestellt."

KNA

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