Diözesanmuseum bringt Kindern das Brauchtum in lebendigem Workshop nahe

Mit Trickfilm zum Heiligen Grab

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ERPFTING/LANDSBERG – Das Diözesanmuseum St. Afra in Augsburg bietet ein museums­pädagogisches Begleitprogramm für seine jungen Besucher an. Ausstellungsthemen werden kindgerecht erschlossen und vor Ort im Museum erlebbar gemacht.

Jetzt war Museumspädagogin Veronika Jung mit ihrer Helferin Cornelia Stimpfle zu Gast in der Gemeinde St. Michael in Erpfting nahe Landsberg. In Zusammenarbeit mit dem Pfarrgemeinderat entstand ein besonderer Workshop für Familien und Kinder zum Heiligen Grab in Erpfting. Dieses wurde erst letzte Ostern nach 60 Jahren reaktiviert und feiert in den ältesten Teilen der Holzkulissen von 1825 nun sein 200. Entstehungsjubiläum.

Der in Erpfting vorhandene Christus ist eine Nachbildung, das 120 Zentimeter große Original befindet sich im Diözesanmuseum St. Afra in Augsburg und ist normalerweise im Museum zur Betrachtung ausgestellt. Nun reiste er mit der Museumspädagogin in den Pfarrsaal und fiel gleich beim Betreten ins Auge.

Was ist ein Heiliges Grab?

Was ist eigentlich ein Heiliges Grab? Im Pfarrsaal mit gut 25 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen wussten das spontan viele. Die anschauliche Hinführung für die jüngeren Kinder gelang Veronika Jung über einen Trickfilm, der die römischen Soldaten zunächst bei der Bewachung des Grabes zeigte.

Wie schwer eine Soldaten­uniform aus dieser Zeit ist und wie müde das Tragen von Helm, Schild und Waffen machen kann, so dass die Soldaten schließlich einschliefen und ihren Bewachungsauftrag vernachlässigten, erfuhren die Kinder beim Verkleiden mit römischen Uniformteilen, die Cornelia Stimpfle anbot.

Die Trickfilm-Umsetzung der Geschichte der drei Frauen, die Jesus im Grab salben wollen, griff dann deren Glaubenserfahrungen auf, als sie erst das leere Grab antrafen, wo der Engel zu ihnen sprach, und ihnen später Jesus begegnete.

724 Stunden Fußmarsch

Dieses tiefe Glaubens­erlebnis erfahrbar zu machen für die Menschen, die in früheren Zeiten nicht bis zum weit entfernten Heiligen Grab nach Jerusalem reisen konnten, das war der Ursprung der Errichtung vieler Heiliger Gräber in Europa. „Der Fußweg für einen Pilger bis zum Felsengrab in Israel wäre 3500 Kilometer lang, man müsste 724 Stunden lang zu Fuß gehen.“, erklärte Veronika Jung, „und weil es so weit weg war, hat man es zu Hause nachgebaut, so auch in Erpfting.“

Das Erpftinger Grab wurde 1825 neu gestaltet, unter anderem mit gläsernen Schusterkugeln. Diese bündelten das Kerzenlicht und sorgten für besonders stimmungsvolle Beleuchtung. Diese Ausstattung errätselten sich die Teilnehmer mit einem Fehlersuchbild des noch verschlossenen Grabes. Ein Video von der Osternacht 2024 in St. Michael zeigte dann die Erscheinung des auferstandenen Christus, wie er zu Glockengeläut hinter dem sich öffnenden Tor sichtbar wird.

Den originalen Erpftinger Auferstandenen konnten dann alle aus der Nähe betrachten, Cornelia Stimpfle erläuterte die segnende Handhaltung, wies auf die fein ausgearbeiteten Details der Figur hin und erklärte die Farben der roten Siegesfahne mit dem weißen Kreuz: „Weiß für die Erlösung, Rot für Christi Blut, er war ans Kreuz geschlagen und hat den Tod besiegt.“ Um die Jahre 1480/90 wurde der Auferstandene aus Eichenholz geschaffen, der Künstler sei jedoch nicht bekannt.

Zurückgeführt auf die Bibel­geschichte, machten sich die Workshop-Teilnehmer Gedanken, was für sie der weggewälzte Stein vor dem Grab Christi und die Auferstehung bedeutete, und bemalten als kleine Erinnerung Lechkiesel mit Auferstehungssymbolen.

Eine Andacht mit Pfarrer Jean Kapena in der Kirche St. Michael schloss den Nachmittag ab. Das Grab wird zu Ostern aufgebaut, zur Osternacht dann der Auferstandene enthüllt. Am 23. April findet um 18 Uhr ein Vortrag zum Heiligen Grab mit anschließender Andacht in der Kirche statt.

Annette Zoepf

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