Agnes Mathy meistert ihr Leben mit Behinderung

Glücklich als Pfarrreferentin

 — © Foto: Treutler-Walle
Foto: Treutler-Walle

KAUFERING – Die 31-jährige Pfarrreferentin Agnes Mathy aus Kaufering beeindruckt durch ihre Persönlichkeit. Seit sie ihre Identität als behinderte Frau gefunden und akzeptiert hat, gelingt ihr vieles leichter.

Fröhlich begrüßt Agnes Mathy die Teilnehmerinnen der Bibelrunde „Lectio divina“ in einem Gruppenraum des Thomas-Morus-Hauses in Kaufering. Einmal in der Woche treffen sie sich, um die Bibel zu studieren und daraus wertvolle Impulse für das eigene Leben zu gewinnen.

Die Bibelstunden gehören zu den pastoralen Aufgaben der 31-jährigen Pfarrreferentin der Pfarreiengemeinschaft (PG) Kaufering. Mit Pfarrer Helmut Friedl kümmert sie sich voller Elan um die Seelsorgearbeit in den Gemeinden.

Schwungvoll und heiter ist Agnes Mathy in ihren Worten, ihren Gesten und ihrem Lachen. Seit ihrer Geburt ist die temperamentvolle junge Frau an spina bifida, einer peripheren Querschnittslähmung, erkrankt. Der Rollstuhl ist ihr ständiger Begleiter. Nicht immer hat sie diese Einschränkung so akzeptiert, wie sie dies heute tut. „Es war zeitweise sehr mühsam und ich habe durchaus mit meinem Schicksal gehadert. Bis ich meine Identität als behinderte Frau gefunden habe, musste ich auch dunkle Zeiten hinter mich bringen“, erklärt Agnes Mathy.

Sie war darauf konditioniert, nicht auf- oder gar zur Last zu fallen. Das habe sich im Lauf der letzten Jahre stark verändert. „Ich habe über meinen Tellerrand geschaut, mich informiert, wie es andere Menschen mit Behinderung machen und wie kreativ ich im Alltag mit Hindernissen umgehen kann. Das hat mein Selbstbewusstsein gestärkt und mir Vertrauen gegeben, Vertrauen zu mir und was ich zu leisten in der Lage bin“, schildert Mathy. Die tiefe Verwurzelung im christlichen Glauben hat sie in dieser Zeit getragen. „Dass ich nicht tiefer fallen konnte als in Gottes Hand, hat mir immer wieder Halt gegeben“, sagt sie.

Positive Erfahrungen

Aufgewachsen ist Agnes Mathy mit drei Brüdern in Kaufering. Eingebettet in ein christliches Elternhaus, waren der Kirchgang und das Engagement in der Gemeinde selbstverständlich. „Mit meinen Brüdern habe ich oft bei Gottesdiensten oder Andachten Musik gemacht und viele positive Erfahrungen mitgenommen“, erzählt sie.

Nach der Grundschule besuchte sie das Gymnasium in Landsberg am Lech und absolvierte ihr Abi-tur. Nach einem Intermezzo bei  den Finanzbehörden wusste sie, dass „Steuerrecht für mich furchtbar ist und ich viel lieber mit Menschen zu tun habe“. So begann sie ein Theologiestudium an der Universität Augsburg, das sie aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht ganz zu Ende führen konnte.

Agnes Mathy stieß auf einen Fernkurs zur Pfarrreferentin in Würzburg und entdeckte, dass hier ihre Berufung lag. „In der territorialen Seelsorge in der PG vor Ort habe ich viel mit Menschen zu tun und kann mich ihnen widmen. Da bin ich im direkten Austausch und Kontakt, zum Beispiel bei der Vorbereitung der Sakramente wie Taufe, Erstkommunion oder Firmung.“

Wenn Mathy von ihren Aufgaben in der PG Kaufering, bei der sie seit 2023 in Vollzeit angestellt ist, berichtet, dann leuchten ihre Augen. Sie freut sich, mit denn Ministranten zu arbeiten, über 100 Kindern und Jugendlichen in allen vier Gemeinden. Zudem organisiert sie Familiengottesdienste und leitet das wöchentliche Kinderevangelium. „Das macht mir riesig Spaß. Im Moment bin ich sehr glücklich“, sagt sie.

Glücklich ist sie auch, dass sie seit Herbst 2024 in Landsberg eine eigene Wohnung hat. Von dort pendelt sie mit dem Auto zur Arbeit. „Das war ein weiterer Schritt zur Eigenständigkeit. Ich muss mich zwar jetzt um mehr kümmern, denn als ich noch bei den Eltern wohnte, wurde mir vieles abgenommen. Aber es ist schön, sein eigenes Reich zu haben“, freut sie sich.

Ein großes Ereignis ist in diesem Jahr geplant: Im Sommer will Agnes Mathy mit zwei Freundinnen ins Disney World Resort nach Florida reisen.

Monika Treutler-Walle

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