Aschermittwoch der Künstler
„Schneckenhaus“ verlassen

AUGSBURG (jm) – Auch wenn die Zahl der Künstler heuer eher überschaubar war: Der „Aschermittwoch der Künstler“, der nach 1945 von Frankreich aus auch hierzulande Fuß fasste, gehört im Bistum Augsburg längst zur festen Größe. Einem Vortrag über antike Katakombenmalerei ging ein Pontifikalgottesdienst im Dom voraus, mit dem die Diözese in die Fastenzeit startete. Bischof Bertram Meier, die Weihbischöfe und die Mitglieder des Domkapitels zeichneten den Gläubigen das Aschenkreuz auf die Stirn.
Der Bischof erklärte, dass die Fastenzeit „einen neuen Anfang setzt: Gemeinsam sind wir auf dem Weg zum Höhepunkt des Kirchenjahrs“. Mit Blick auf die Erkrankung von Papst Franziskus sagte Meier: „Möge er sich in dieser schwierigen Zeit in Gottes Händen geborgen wissen!“
Nicht nur der Heilige Vater, um dessen Leben derzeit die Christenheit bangt, vielmehr alle Menschen seien „mitten im Leben vom Tod“ umgeben. Das zeige sich schon im normalen Alterungsprozess, den jeder durchläuft, ebenso in vielen guten Vorsätzen und Versprechen, die oft ins Leere laufen.
Die Asche, die aus den Palmzweigen des Vorjahrs gewonnen und den Gläubigen aufs Haupt gestreut wird, sei Zeichen für die Vergänglichkeit und Schuld, mit der jedes menschliche Leben behaftet ist. „Es ist heilsam, dass die Kirche uns heute sagt: Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst“, sagte der Bischof. „Die Asche, die durch meine Finger läuft, erinnert mich auch an mein Verhältnis zu Gott. Die Freude an Gott, der meine Kraft ist, der mich persönlich gerufen hat, kann wie ein loderndes Feuer sein. Wir stark brennt es noch?“
Dieser Frage nachzugehen, sei die Fastenzeit eine hervorragende Gelegenheit: „Je mehr wir es wagen, unsere selbstgebauten Schneckenhäuser zu verlassen, aus uns selbst herauszugehen und uns Gott und den Menschen in Zuneigung auszusetzen, umso mehr lassen wir jetzt schon den Tod hinter uns.“ Je größer die Liebe zu den Mitmenschen sei, desto größer sei der Anteil am Leben – über den Tod hinaus.
So werde das Kreuz, an dem Christus hing, zum Zeichen des Lebens. Es gelte, dass der Mensch nicht nur mitten im Leben vom Tod umfangen ist, sondern auch: „Mitten im Tod sind wir vom Leben umfangen. Also dürfen wir es wagen: Ostern entgegen, dem Fest des Lebens.“
Bei den Fürbitten wurde besonders der Anliegen gedacht, die sich im künstlerischen Schaffen und Leben ergeben. Musikalisch umrahmten den Gottesdienst Pater Stefan Kling an der Orgel und die Mitglieder der Schola des Eichstätter Collegium Orientale mit Gesängen der ostkirchlichen Liturgie, auch aus der Ukraine. Bischof Bertram erinnerte daran, welch großes Anliegen Papst Franziskus Frieden und Freiheit für das „gemarterte“ Land sind.