Bistum Regensburg: Diözesankomitee befragt Bundestagskandidaten

Sag: Wie hast Du’s mit der Religion?

REGENSBURG (mf/el) – Soll der Staat christliche Werte bewahren oder weltanschaulich neutral bleiben? Das Diözesankomitee des Bistums Regensburg hat bei den Bundestagskandidatinnen und -kandidaten der relevantesten Parteien nachgefragt – und erhielt teils gegensätzliche Antworten. Während einige christliche Symbole und Werte schützen wollen, sehen andere die Kirche vor allem in der Seelsorge, nicht in der Politik. Besonders brisant: Die Ampelregierung hat das Referat für interreligiösen Dialog abgeschafft – nun fordern einige seine Wiedereinsetzung. Welche Positionen vertreten die Parteien? Und welche Zukunft hat die Kirche in der Politik? 

Mit einer Umfrage bei den Bundestagskandidaten der Wahlkreise im Bistum Regensburg hat das Diözesankomitee deren Meinungen zur Rolle von Kirche und Religion in der Politik untersucht. Das Diözesankomitee versandte seine Anfragen an die Bundestagskandidaten von CSU, SPD, FDP, Grünen, Linken, Freien Wählern und AfD in den neun Wahlkreisen im Bistum Regensburg. Auch die AfD wurde einbezogen – eine bewusste, aber umstrittene Entscheidung, da ihre Positionen innerhalb der katholischen Kirche besonders kritisch gesehen werden und die politischen Prämissen des Gesamtprogramms mit christlichen Wertvorstellungen als nicht vereinbar gelten.  

Die 20 Antworten, die das Diözesankomitee erhalten hat, zeigen parteipolitische Unterschiede, aber auch überraschende Nuancen. 

Eine der zentralen Fragen der Stellungnahme war der Schutz christlicher Symbole und Stimmen im öffentlichen Raum. Während konservative Parteien wie AfD und CSU eine aktive Förderung christlicher Traditionen fordern, plädieren SPD und Grüne für eine komplette religiöse Neutralität des Staates.

Schutz christlicher Werte?

Innerhalb der SPD gibt es dabei differenzierte Meinungen. David Mandrella (SPD) spricht sich für einen Schutz christlicher Traditionen aus, während Gregor Forster (SPD) betont, dass der Staat neutral bleiben müsse, um allen Religionen gerecht zu werden. Reinhard Mixl (AfD) bezieht dagegen eine klare Position: „Christliche Symbole und Stimmen sind Teil unseres kulturellen Erbes und dürfen nicht aus der Öffentlichkeit verdrängt werden.“ Auch und gerade Vertreter der CSU sehen eine wachsende gesellschaftliche Intoleranz gegenüber Christen und fordern entsprechende Maßnahmen dagegen. Eine klare Ablehnung kommt dagegen vom Kandidaten der Linken.

Besonders brisant ist die Debatte um das Referat 612 im Auswärtigen Amt, das einst als zentrale Plattform für interreligiösen Dialog und Diplomatie diente – bis die Ampelregierung seine Auflösung beschloss.  Während SPD und Grüne dessen Wiedereinführung befürworten, bleibt die FDP „skeptisch“ und fordert zunächst eine „Effizienzprüfung“.

Aber auch in der CDU/CSU gibt es Vorbehalte: Deren Vertreter sehen den interreligiösen Dialog als wichtig an, aber nicht zwingend auf staatlicher Ebene. Die AfD lehnt jegliche staatliche Beteiligung ab. Reinhard Mixl (AfD) erklärt dazu: „Interreligiöser Dialog ist wichtig, sollte aber ohne ideologische Aufladung auf lokaler Ebene geführt werden.“

Kirchliche Sozialverbände

Ein breiter Konsens besteht hinsichtlich der Anerkennung kirchlicher Sozialverbände, doch über die Art der Unterstützung herrscht „Uneinigkeit“. SPD und Grüne setzen auf eine bedarfsgerechte Finanzierung, während CSU und CDU vor allem Bürokratieabbau als entscheidend sehen. Liberale Stimmen fordern eine gleiche Behandlung aller Sozialverbände, kirchlich oder nicht.  Der  FDP-Kandidat erklärt dazu: „Kirchliche Sozialverbände sind bereits gut aufgestellt. Warum sollten sie eine bevorzugte Förderung erhalten?“

Die Rolle der Kirche als außenpolitischer Akteur ist ebenfalls „umstritten“. David Mandrella (SPD) sieht eine klare Rolle für die Kirche: „Religion kann verbinden und basiert auf Werten, die auch in der Außenpolitik eine Rolle spielen.“

Ganz anders argumentiert Reinhard Mixl (AfD), der eine Einmischung der Kirche in politische Prozesse klar ablehnt: „Die Kirche sollte sich auf ihre seelsorgerischen Aufgaben konzentrieren.“ Eine gemäßigtere Position vertritt Severin Eder (SPD), der zwar die Bedeutung kirchlicher Perspektiven anerkennt, aber betont: „Außenpolitische Entscheidungen müssen primär durch staatliche Institutionen getroffen werden.“

Die Debatte zeigt eine klare politische Spaltung: Während SPD und linke Stimmen die Kirche als diplomatischen Akteur mit moralischer Strahlkraft anerkennen, sehen liberale und rechte Parteien ihre Rolle eher im gesellschaftlichen Bereich.

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