Bistum Regensburg: Offizial Dr. Peter Stier würdigte heiligen Sebastian bei der Bruderschaft in Kösching
Kein Teil des korrupten Systems

KÖSCHING (ts/jh) – Das 374. Bruderschaftsfest der Sebastianibruderschaft hat Offizial Domkapitular Dr. Peter Stier am Sonntag in der Marktgemeinde Kösching bei Ingolstadt mit zahlreichen Gläubigen gefeiert. Auf den Gottesdienst folgte die öffentliche Prozession durch Kösching.
Ein großer Teil der heute 450 Mitglieder der Traditionsgemeinschaft sorgte für eine volle Pfarrkirche und zog anschließend betend und an den heiligen Sebastian erinnernd mit dessen Reliquiar durch die Straßen des Innerortes. Mit Fürbitten führte die Prozession am Rathaus vorbei rund um das ehemalige Kloster und den Kirchhof. Im Rahmen der festlichen Eucharistiefeier, die musikalisch vom Jugendchor unter Leitung von Maxi Liebhard gestaltet wurde, gedachten die Gottesdienstbesucher auch derjenigen Bruderschaftsmitglieder, die 2024 verstorben sind.
1651 hatten die Ahnen der heutigen Gestalter und Mitfeiernden des Bruderschaftsfestes, verbunden mit einem tiefgläubigen Gelöbnis der Bürgerschaft zu einer Wallfahrt nach Arnsberg im Altmühltal, die Gemeinschaft gegründet. Zuvor war gut ein Drittel der damaligen Bevölkerung dem „Schwarzen Tod“, der Pest, zum Opfer gefallen. Die Pest klang aus und die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde zu einer Aufbauphase für den Markt: 1717 konnte die bis heute repräsentative Barockpfarrkirche Mariä Himmelfahrt errichtet werden. Die Sebastianibruderschaft und ihr Pilgergelübde überdauerten die Jahrhunderte.
Sebastiani ist also pure Ortsgeschichte in Kösching. Der heilige Sebastian aus dem dritten Jahrhundert der noch jungen Christenheit ist ein sehr verehrter Patron der Marktgemeinde. Bei der Wertschätzung eines vor so langer Zeit Gott bezeugenden Märtyrers wenden sich die Menschen noch heute an ihn. Die Fürbitte lautet, dass er die Gläubigen auch heute in einem eher säkularen Umfeld stark machen möge in ihrem christlichen Zeugnis.
Nahm Nachteile in Kauf
Dieses Zeugnis nehmen viele Köschinger bis heute ernst und engagieren sich entsprechend für das Gemeinwohl, in zivilgesellschaftlicher Hinsicht oder im Krankenbesuchsdienst.
Genau an diese Aktualität des heiligen Sebastian erinnerte Domkapitular Dr. Peter Stier aus Regensburg, der während der Coronazeit in Kösching Kaplan war und nie ein vollumfänglich gefeiertes Sebastiansfest habe miterleben können.
Als Festprediger stellte er heraus, was diesen kaiserlich-römischen Soldaten Sebastian bis heute zum heiligmäßigen Wegweiser auf Christus hin macht: Er habe das Leid und die Not der Menschen gesehen und barmherzig ihr Elend erleichtert: „Dafür nahm er auch Anfeindung und eigene Nachteile in Kauf.“ Er wusste demnach, dass er die Kraft zu helfen nicht von sich selbst, sondern von seinem Gott erfuhr. Auf Sebastian habe man sich verlassen können, er sei Gott und den Menschen gegenüber treu und loyal gewesen. Er habe sich nicht auf Kosten anderer bereichert, er habe im gottfernen und korrupten System seiner Zeit nicht mitgemacht. „Sebastian bezeugte seinen Glauben und erzählte seinen Mitmenschen von der frohen Botschaft. Und er hat sie glaubwürdig vorgelebt“, verdeutlichte Domkapitular Stier. All dies seien Tugenden, an denen sich die Gläubigen heute immer noch ausrichten könntens.
Barmherzig, verlässlich
Sebastian habe sie vorgelebt: „barmherzig, verlässlich, glaubwürdig und unbeirrbar glaubensstark“. Am Nachmittag versammelten sich die Mitglieder zur Vesper in der Pfarrkirche und zu ihrer Jahreshauptversammlung im Pfarrsaal. Dabei berichtete der frühere Köschinger Kaplan und neue Domkapitular im Kapitel der Domkirche Sankt Peter Regensburg von seiner Aufgabe als Offizial des Bistums.