Bischöfe rufen zu Hoffnung und Frieden auf
Weihnachten als Gegenpol zu Krieg und Gewalt

Unter dem Eindruck anhaltender Krisen und Kriege haben die Kirchen in Deutschland Weihnachten gefeiert. In vielen Christmetten und Gottesdiensten gedachten die Menschen auch der Opfer des Anschlags in Magdeburg, bei dem kurz vor Heiligabend fünf Menschen getötet und rund 200 Personen verletzt wurden. Am zweiten Weihnachtstag erinnerte die katholische Kirche außerdem traditionell an verfolgte Christen weltweit.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte im Limburger Dom, vieles sei durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die durch den Hamas-Terror ausgelösten kriegerischen Konflikte im Nahen Osten aus dem Gleichgewicht geraten. Angesichts der Krisen weltweit und in Deutschland warnte er vor einer Sehnsucht nach autoritären Lösungen. Politisch rückten nicht wenige Partnerstaaten Deutschlands nach rechts, und internationale Institutionen schienen in eine Krise geraten zu sein.
Warnung von Bätzing
Der Limburger Bischof warnte vor dem Wunsch nach einer vermeintlich starken Hand, die für Ordnung sorgen solle. „Gnade uns Gott, wenn solche Reaktionen auf die offensichtlichen Krisenphänomene bei der kommenden Bundestagswahl mehr Befürworterinnen und Befürworter finden.“
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, hatte in ihrer Festbotschaft dazu ermuntert, trotz aller Krisen mit gutem Gewissen Weihnachten zu feiern: Das Fest könne eine Auszeit sein und dazu einladen, „all den Irrsinn“ – die bedrückende Gewalt, den politischen Streit und die schlechten Nachrichten – einmal hintanzustellen. Eine solche Auszeit sei „eine Einladung, Kraft zu schöpfen und neu auf die Herausforderungen unserer Welt zu blicken“.
Appelle von Marx und Woelki
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx appellierte an die Christinnen und Christen, die Dinge „nicht einfach hinzunehmen“ und an Veränderung, Verbesserung und Zukunft zu glauben. Die weihnachtliche Hoffnung sei Inspiration und Kraftquelle für alle Menschen, sagte der Erzbischof im Münchner Liebfrauendom. Es gelte, Möglichkeiten für den Frieden zu suchen und den Weg der Gewaltlosigkeit zu erkennen. Im Dickicht von Hass und Polarisierung müssten Brücken der Versöhnung gebaut werden.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki rief zu einer „Mobilmachung für den Frieden“ auf. „Mit der Geburt seines Sohnes hat Gott seine große Friedensoffensive in der Welt begonnen“, sagte der Erzbischof im Kölner Dom. Bei dieser Offensive gehe es aber nicht um eine neue „Kriegstüchtigkeit“ und immer mehr Waffen. „Das Kind in der Krippe ist das Bild des gewaltlosen Gottes.“
Auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße rief in der von der ARD übertragenen Christmette dazu auf, sich für den Frieden einzusetzen. Seine Gedanken gingen in die Ukraine, Israel, Palästina und Syrien. Er schaue aber auch nach Magdeburg zu den Toten, Verletzten und Traumatisierten des Weihnachtsmarkt-Anschlags: „Es bricht einem das Herz.“
Gedenken an verfolgte Christen
Der Augsburger Bischof Bertram Meier, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, schrieb am zweiten Feiertag auf der Online-Plattform X, dass das Fest des heiligen Stephanus daran erinnere, „dass es auch inmitten dieser festlichen Zeit notwendig ist, an unsere verfolgten Schwestern und Brüder zu denken“. Der 26. Dezember ist in der Kirche der Gedenktag des heiligen Stephanus. Er gilt als erster Heiliger, der für den christlichen Glauben gestorben sein soll.
KNA