Nach Sturz des Assad-Regimes

Papst-Botschafter Zenari: Sanktionen gegen Syrien aufheben

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Kardinal Mario Zenari, Nuntius in Syrien.

Der Botschafter des Papstes in Syrien zeigt sich erleichtert über den bislang weitgehend friedlichen Machtwechsel in dem Land. Im Gespräch mit Vatican News richtete Kardinal Mario Zenari einen eindringlichen Appell an die internationale Gemeinschaft, die Sanktionen gegen das Land aufzuheben, um den Wiederaufbau zu ermöglichen.

Es scheine, „als wäre ein Problem gelöst, das so viel Leid gebracht hat. Entscheidend ist, dass es ohne Blutvergießen geschah“, sagte der seit 2008 in Syrien tätige Apostolische Nuntius. Versöhnung und Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben hätten nun oberste Dringlichkeit.

„Die Rebellen haben in den ersten Stunden den Dialog mit den Bischöfen in Aleppo gesucht und Respekt für religiöse Vielfalt zugesichert“, berichtete Zenari. „Wir hoffen, dass diese Versprechen eingehalten werden und dass die internationale Gemeinschaft den friedlichen Übergang unterstützt.“

Gleichzeitig drückte Zenari seine Sorge um die junge Generation aus: „Für viele Jugendliche gab es in Syrien keine Perspektive außer der Flucht. Jetzt besteht die Hoffnung, dass sie eine Zukunft in ihrem Heimatland finden können.“ Er rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, nicht nur humanitäre Hilfe zu leisten, sondern auch durch die Aufhebung der Sanktionen zur Stabilisierung des Landes beizutragen.

Für Kardinal Zenari liegt der Fokus nun auf dem Aufbau einer pluralen Gesellschaft: „Der einzige Weg zu einem stabilen Syrien ist Versöhnung. Nur durch Dialog und Zusammenarbeit aller ethnischen und religiösen Gruppen können wir die Wunden des Bürgerkriegs heilen.“ Er appellierte an die neuen Machthaber, ihre Versprechen einzuhalten.

Zuvor hatte sich auch das katholische Hilfswerk Missio Aachen erleichtert darüber gezeigt, dass es bislang keine Übergriffe gegen Christen oder religiöse Minderheiten gegeben habe. Nach Einschätzung der Missio-Partner vor Ort sei Syrien nun in eine „neue politische Phase“ eingetreten, hieß es.

Sie befürchteten dabei eine Teilung Syriens in verschiedene Einflusszonen. Jetzt sei es wichtig, eine politische Leitfigur zu finden, „die das Land regieren kann, alle Teile der Gesellschaft vereint und sich jedem Versuch, das Land zu spalten, widersetzt“, erklärte der Leiter des Regionalbüros Naher Osten von Missio, Robert Chelhod. Die internationale Staatengemeinschaft solle sich für die „Einheit Syriens“ einsetzen, erklärte Chelhod. Nötig sei ein geordneter, friedlicher Übergang, in dem die Syrer über ihre Zukunft selbst entscheiden könnten.

Papst Franziskus rief zum Gebet für Syrien auf. Beim Mittagsgebet auf dem petersplatz forderte er erneut mehr Einsatz für den Frieden an den Krisenherden der Welt. „Ich appelliere an die Regierungen und die internationale Gemeinschaft, damit wir das Weihnachtsfest mit einem Waffenstillstand an allen Kriegsfronten begehen können“, sagte Franziskus. Er forderte zum Gebet für die „gequälte Ukraine“, den Nahen Osten, Palästina, Israel, Libanon, Myanmar, Sudan, und „jetzt auch Syrien“ auf.

Nach Schätzungen von Religionsexperten ist der Anteil der Christen in Syrien zuletzt auf unter zwei Prozent gefallen. Vor Beginn des Bürgerkriegs 2011 hatte er noch sechs Prozent betragen. Viele Christen haben in Folge der andauernden Gewalt das Land verlassen.

KNA

 

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