Der tiefgläubige Tiroler Freiheitskämpfer gilt noch heute als Volksheld und Idol

Andreas Hofer: Symbol für Tradition und Heimat

 — © Foto: Enric Boixadós
Foto: Enric Boixadós
Andreas Hofers Geburtshaus in St. Leonhard ist damals wie heute eine Gastwirtschaft.

Es liegt nur wenig Schnee auf den Berggipfeln im Passeiertal unweit von Meran in Südtirol. Hier, in St. Leonhard, wurde der Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer am 22. November 1767 geboren. Eine seiner bedeutendsten Schlachten gegen französische und bayerische Besatzer schlug er am 13. August 1809, vor 215 Jahren, beim Bergisel.

Hofers Eltern starben, als er noch nicht einmal zehn Jahre alt war. Der Junge besuchte ein paar Jahre die Grundschule, um zumindest das einfachste Schreiben und Rechnen zu lernen. Später heiratete er Anna Ladurner, die ihn als Wirt im Gasthaus „Am Sand“, Hofers Geburtshaus, tatkräftig unterstützte und dem späteren Anführer der Tiroler Aufstandsbewegung von 1809 einen Sohn und sechs Töchter schenkte.

Stattlich sei er gewesen, erfährt der Besucher im MuseumPasseier in St. Leonhard, mit Bart und einer Körpergröße von 1,75 Meter. Jeden Morgen um fünf Uhr marschierte der Junge zur Messe in die örtliche Pfarrkirche und oft auch in das nahe Heilig-Grab-Kirchlein neben dem Elternhaus, um eine kurze Andacht zu halten. Das Kirchlein wurde 1689 von seinem Urgroßvater Caspar Hofer nach einer Pilgerfahrt ins Heilige Land erbaut. In seiner Bauweise spiegelt es die Grabeskirche in Jerusalem wider.

Im Inneren steht das Leiden Christi im Mittelpunkt. Alle Gläubigen, die das Gotteshäuschen besuchen, sollen daran erinnert werden. Zudem sollte es den Sandhof vor Muren und Überflutungen des nahen Passer-Flusses schützen. Sein Kirchweihfest wird am Freitag vor Beginn der Karwoche gefeiert. Dann wird auch immer an das Gasthaus „Zur Goldenen Krone“ erinnert, das fast jedes Jahr Opfer der Fluten wurde.

Kapelle zu Ehren Hofers

Etwas weiter oben am Hang steht die Herz-Jesu-Kapelle, die die Tiroler Bevölkerung zu Ehren von Andreas Hofer errichtete. 1899 wurde sie im Beisein von Kaiser Franz Joseph geweiht. Jährlich finden hier im Februar Gedenkfeiern anlässlich Hofers Todestag am 20. Monats statt. Die auf einem Hügel gelegene Pfarrkirche indes liegt mitten im Dorf. Im Innern findet man den spätgotischen Taufstein von 1545 mit dem Passeier Wappen, der 1860 letztmalig renoviert wurde. Knapp 100 Jahre früher, am 22. November 1767, wurde der spätere Tiroler Freiheitsheld hier gleich nach der Geburt getauft.

Unten im Dorf gelangt man zum Franzosenfriedhof. Drei Monate vor Hofers Hinrichtung sollen bei den Kämpfen in St. Leonhard vom 21. bis 23. November 1809 rund 230 Franzosen gefallen sein. Schwarz­adler-Wirt Karl Thurnwalder stellte den Grund für ein Massengrab zur Verfügung. Heute wird der Franzosenfriedhof von Privatleuten und der Gemeinde gepflegt. Das französische Konsulat unterstützt die Instandhaltung ebenso.

 — © Foto: gem
Foto: gem
Andreas Hofer auf einer zeitgenössischen Darstellung.
Sein Nachfahre David Hofer­­, der im MuseumPasseier als Gästeführer arbeitet, kann eine gewisse Ähnlichkeit nicht verleugnen. Mit im Bild: seine Kollegin Annelies Gufler.
 — © Foto: gem
Foto: gem
Der Volksaufstand der Tiroler gegen Bayern und Franzosen – im Bild eine historische Darstellung mit Andreas Hofer im Zentrum – nimmt in Südtirols Identität eine wichtige Position ein.

Andreas Hofer ist auch heute in Südtirol allgegenwärtig. Es ging ihm weniger um Freiheit im Sinne von Unabhängigkeit, sondern um die Rückkehr zum österreichischen Kaiserhaus. „Gerade die Älteren sagen, dass er als wichtiges Symbol für Tradition und Heimat steht. Und jüngere Anhänger finden sich vor allem in den Schützenvereinen, die damals schon fest hinter Hofer standen“, betont Gästeführerin Annelies Gufler vom MuseumPasseier, welches sich in der Hauptsache dem Leben und Wirken Hofers widmet.

Helden hinterfragen

Das Museum geht besonders auf Hofer als Idol ein: Der Parcours „Helden & Hofer“ sowie die fortführende Ausstellung im ersten Stock mit dem Titel „Helden & Wir“ versuchen, gängige Heldenbilder allgemein aufzubrechen und im Besonderen auch die Mythen, die sich um Hofer ranken, zu hinterfragen.

Die Biografie des Volkshelden wird bei einem Rundgang durch die Ausstellungshallen verdeutlicht. Am Anfang zeigt ein Film, wie sehr sich Hofer der Freiheit Südtirols verschreibt und wie viele Bürger, meist Bauern, es ihm gleichtaten und den Aufstand wagten. Als Hofer rund 40 Jahre alt war, stand Tirol unter bayrischer Herrschaft: Die Bayern begannen Reformen mit Eingriffen in das religiöse Leben der Tiroler, die zu einem Kirchenkampf der einfachen Bevölkerung gegen den Klerus führten.

Christmette nicht mehr gehalten werden durfte und Wallfahrten verboten wurden. „Für die Tiroler wurde es damals immer enger. Ihre Bräuche und Traditionen wurden stark eingeschränkt beziehungsweise verboten“, sagt Gästebetreuer David Hofer. „Bevor ich im Museum zu arbeiten anfing, war ich nur einer von vielen Hofer-Nachfahren. Erst durch meinen Job hier ist meine Herkunft zu einer netten Anekdote geworden.“

Die Rekrutierung von Männern für die bayerische Armee war schließlich Auslöser für den Tiroler Volksaufstand 1809. Andreas Hofer wurde als Oberkommandant an die Spitze gewählt. Gemeinsam mit anderen Unterstützern siegte er bei den Kämpfen von Innsbruck und Sterzing. Dreimal triumphierte er beim Bergisel gegen die französischen Truppen, die damals mit den Bayern verbündet waren.

Dann aber kam die vierte Schlacht am Bergisel. Sie brachte Hofers Volksheer eine Niederlage ein. Hofer flüchtete mit Frau und Sohn auf die Pfandler Alm bei St. Martin im Passeiertal. 1500 Gulden wurden als Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Nachdem er von einem Tiroler Mitbürger verraten worden war, nahmen ihn französischen Truppen gefangen. Sohn Johann musste barfuß den Berg hinunterlaufen. Die Erfrierungen an den Füßen beeinträchtigten ihn sein ganzes Leben lang.

Andreas Hofer wurde ins damals französische Mantua gebracht, das heute zu Italien gehört. Dort wurde er am 20. Februar 1810 – „aufrecht und sehend, wie ich gelebt habe“ – nach dem Prozess vor einem französischen Kriegsgericht erschossen. Kaiser Napoleon hatte das Urteil zuvor diktiert. Die Augenbinde verweigerte der Verurteilte. Begraben wurde er zunächst in Mantua. Heute liegen seine Gebeine in der Hofkirche in Innsbruck.

Sabine Ludwig

Information

Das MuseumPasseier in St. Leonhard hat bis 9. November täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Infos im Internet unter www.museum.passeier.it. Weitere Informationen über das Passeiertal: www.passeiertal.it.

 — © Foto: Enric Boixadós
Foto: Enric Boixadós
Andreas Hofer spielt eine zentrale Rolle im MuseumPasseier in St. Leonhard.
 — © Foto: Enric Boixadós
Foto: Enric Boixadós
Die Herz-Jesu-Kapelle wurde zu Ehren Andreas Hofers errichtet.
expand_less