Josefstag, Christi Himmelfahrt, Fronleichnam,
Südtirol: Landwirt kämpft um Rückkehr abgeschaffter kirchlicher Hochfeste

Bis 1977 war das Hochfest Peter und Paul am 29. Juni ein arbeitsfreier Feiertag im katholischen Italien – wie auch Fronleichnam, Christi Himmelfahrt und der Josefstag. Dann wurden sie abgeschafft, um die marode italienische Wirtschaft zu stützen. Der Südtiroler Landwirt Paul Berger kämpft seit Jahren für die Wiedereinführung – mit prominenter Unterstützung.
Paul Berger ist ein religiöser Familienmensch. Mit seiner Familie lebt er auf dem elterlichen Hof in Gries bei Bozen. Mit Leib und Seele ist er Obst- und Weinbauer, doch seit vielen Jahren verfolgt er ein Anliegen: die Wiedereinführung der 1977 von Italien abgeschafften Feiertage, darunter der des Tiroler Landespatrons, des heiligen Josef. Seit der Abschaffung begehen Italiens Katholiken die Hochfeste meist am Sonntag nach dem eigentlichen Festtag.
Berger ist überzeugt, dass die Abschaffung aus rein ökonomischen Gründen ein großer Fehler war. „Italien hat schon immer mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen gehabt, und die Abschaffung der Feiertage war nur eine Ausrede, um die Lage zu verbessern“, erklärt Berger. Auch der Dreikönigstag wurde abgeschafft. Ihn gibt es aber mittlerweile wieder als arbeitsfreien Feiertag. Das macht Berger Hoffnung.
Feiertage entwertet
Er teilt die Auffassung des deutschen Jesuitenpaters Eberhard von Gemmingen, dass Feiertage zum Weltkulturerbe gehören. „Feiertage sind ein essenzieller Bestandteil des christlich-abendländischen Kulturkreises. Sie zu pflegen und zu hegen, ist unsere Aufgabe“, sagt der Landwirt. Besonders ärgert ihn die Verschiebung von Fronleichnam und Christi Himmelfahrt vom Donnerstag auf den jeweiligen Sonntag darauf. Seiner Meinung nach entwertet dies den Sinn dieser Tage

Die katholische Kirche sei seinerzeit von den staatlichen Plänen zur Reduzierung der Feiertage völlig überrumpelt worden, kritisiert Berger. Als sie der Abschaffung zustimmte, ohne vollständig über die Konsequenzen informiert zu sein, habe sie nicht alle diplomatischen Möglichkeiten ausgeschöpft. Nun liege es am Vatikan, sich gemeinsam mit Italien an einen Tisch zu setzen und eine Lösung zu finden.
Viel Unterstützung
Seit Jahren ist der 60-Jährige im Dialog mit kirchlichen und politischen Amtsträgern. Für sein Anliegen einer Wiedereinführung der Feiertage hat Berger Unterstützung von vielen Seiten erhalten. „Nahezu alle stehen an meiner Seite“, sagt er. Der frühere Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder gehört ebenso zu seinen Unterstützern wie die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni und der Diözesanbischof von Bozen-Brixen, Ivo Muser. „Ich könnte ein dickes Buch mit allen Briefen veröffentlichen, aus denen die Unterstützung mehr als deutlich hervorgeht“, sagt Berger.
Passiert ist bislang trotzdem nichts. „Niemand setzt den ersten Schritt. Das macht mich traurig“, sagt Berger und kritisiert „das ganze Hickhack“ zwischen Vatikan und italienischer Regierung als ein Ping-Pong-Spiel ohne Ende. Trotzdem bleibt Berger zuversichtlich – auch, weil ihm so viele Menschen Mut zusprechen, seinen Weg weiter zu verfolgen und nicht aufzugeben. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, betont der Landwirt.
Herzenswunsch erfüllt
Auf die Frage, was er tun würde, wenn die Feiertage wieder eingeführt werden, antwortet Berger mit einem glücklichen Lächeln: „Ich würde mich freuen und dem lieben Gott danken.“ Für ihn würde ein Herzenswunsch in Erfüllung gehen, diese besonderen Tage wieder feiern zu können, die für ihn untrennbar mit dem kulturellen und spirituellen Erbe verbunden sind. Berger stellt sich vor, wie er am Morgen des Feiertags in der Grieser Stiftskirche Platz nimmt, dem Klang der Glocken zuhört und dann demütig und dankbar der Heiligen Messe folgt.
Andreas Raffeiner