München in Trauer

Anschlag auf Verdi-Gruppe: Mutter und Kind verstorben

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Seitdem ein 24-Jähriger am Donnerstag mit dem Auto in eine Gruppe von Demonstranten gefahren ist, herrschen in München Trauer und Entsetzen. Am Samstagabend wurde bekannt, dass zwei der Verletzten gestorben sind: Eine 37-jährige Frau und ihre zweijährige Tochter. Mehr als 30 weitere Personen waren teils schwer verletzt worden.

Nach Angaben von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) handelte es sich bei der 37-Jährigen um eine städtische Mitarbeiterin. Er sicherte der Familie „alle nur erdenkliche Unterstützung zu“. Zu der Demonstration, die zum Ziel des Anschlags wurde, hatte die Gewerkschaft Verdi aufgerufen. In Bayern setzte Verdi alle für Sonntag und Montag geplanten öffentlichen Aktivitäten aus.

Bayerns stellvertretende Ministerpräsidentin Ulrike Scharf (CSU) erklärte: „Die Trauer kennt keine Grenzen.“ Zudem wies Scharf, die auch Jugend- und Sozialministerin ist, auf Unterstützungsangebote hin: Bei traumatisierenden Ereignisse könnten alle Bürger sich telefonisch unter 0800/655 3000 an den Krisendienst Psychiatrie oder an die Telefonseelsorge wenden.

Die Familie der Verstorbenen bat darum, den Vorfall nicht politisch auszuschlachten. „Wir möchten bekräftigen, dass der Tod und der Verlust nicht benutzt werden, um Hass zu schüren und ihn politisch zu instrumentalisieren“, heißt es in einem am Samstagabend von der „Süddeutschen Zeitung“ veröffentlichten Statement der Hinterbliebenen.

Der Zeitung zufolge war die 37-jährige Amel mit vier Jahren aus Algerien nach Deutschland gekommen und hatte in Köln und Bingen studiert. An der Demo nahm sie zusammen mit ihrer Tochter Hafsa teil, um für eine bessere Bezahlung zu demonstrieren.

Die Stimmung in der bayerischen Landeshauptstadt sei von Fassungslosigkeit geprägt, sagte der bekannte Münchner Pfarrer Rainer Schießler dem Kölner Internetportal domradio.de.“Wir haben das Gefühl, da kommt irgendeine Walze über uns hinweg, irgendein Naturereignis“. Zugleich rief der Geistliche dazu auf, Hass und Gewalt zu widerstehen.

Am Montagabend um 18 Uhr ist im Münchner Liebfrauendom ein ökumenischer Trauergottesdienst geplant. Dazu wird Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erwartet. Auch Vertreter der muslimischen und jüdischen Gemeinde wollen daran teilnehmen, wie es am Wochenende vom Münchner Erzbistum hieß. Unterdessen demonstrierten am Sonntag nach Angaben des Bayerischen Rundfunks AfD-Anhänger und -Gegner in der Nähe des Tatorts.

Am Donnerstagvormittag war ein 24-jähriger Afghane mit seinem Auto in das Ende eines Demonstrationszuges gefahren. Der Mann wurde festgenommen und sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Der Generalbundesanwalt führt die Ermittlungen. Es besteht der Verdacht, dass die Tat islamistisch motiviert war.

KNA

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