Gegen Überforderung in digitaler Welt
Lasst Senioren die Wahl!

Für die meisten Menschen sind Smartphone und Computer, zumindest aber das Internet unverzichtbar. Doch gerade Senioren haben häufig Schwierigkeiten mit den neuen Medien. Es dürfe uns nicht überraschen, wenn sie sich deshalb im Alltag ausgegrenzt fühlten, meint unser Autor Maximilian Lemli in seinem Kommentar.
Smartphone und Computer sind aus dem Alltag der meisten Menschen nicht mehr wegzudenken. Mit einem Klick bestellt man etwas, bucht ein Hotelzimmer oder erledigt seine Finanzen. Doch gerade älteren Menschen fällt es häufig schwer, sich mit den neuen Medien anzufreunden. Schließlich sind sie ein Leben lang gut ohne sie ausgekommen.
Konnte man früher seine Überweisungen am Schalter tätigen und auf die Hilfe des Bankberaters bauen, steht heute meist nur noch ein Automat zur Verfügung, genau wie an der Supermarktkasse oder in der Verwaltung. Zwar gibt es sogenannte Seniorenhandys, doch selbst damit kommen manche ältere Herrschaften nicht klar. Sei es, weil es ihnen motorisch schwerfällt, oder weil sie die Bedienung nicht verstehen. Ganz abgesehen davon, dass der Begriff „Seniorenhandy“ etwas Diskriminierendes hat. Kein Wunder, wenn sie frustriert sind und sich ausgegrenzt fühlen.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen fordert nun, die Digitalisierung nutzerfreundlicher zu gestalten, also mehr Rücksicht auf die ältere Generation zu nehmen. Natürlich ist es löblich, wenn sich Menschen im hohen Alter noch für die neuesten technischen Entwicklungen begeistern. Aber man darf nicht diejenigen aus dem Alltagsleben ausschließen, die sich den neuen Medien bewusst verweigern oder sie schlicht nicht begreifen, selbst wenn Kinder oder Enkel ihnen dabei helfen. Sonst fühlen sich Senioren aufs Abstellgleis gestellt.
Was wäre so schwer daran, den Menschen die Wahl zu lassen? Der Supermarkt ist ein gutes Beispiel: Neben den Automatenkassen bieten die meisten Läden weiterhin die Möglichkeit, sich an der üblichen Kasse anzustellen. Das müsste doch auch bei der Bank und anderen Institutionen möglich sein. Dann fühlten sich die Senioren respektiert und integriert – und wer weiß, vielleicht legen manche sogar den womöglich entstandenen Groll über die Digitalisierung, von der sie sich ausgeschlossen fühlen, ab und machten sich doch noch mit Smartphone und Co. vertraut? Einen Versuch wäre es wert!