Neue Zahlen

Katholische und evangelische Kirche verlieren weiter Mitglieder

 — © Symbolfoto: KNA
Symbolfoto: KNA
Immer mehr Katholiken in Deutschland kehren der Kirche den Rücken.

Erneut haben die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland Mitglieder im sechsstelligen Bereich verloren. Im vergangenen Jahr kehrten 321.611 Menschen der katholischen Kirche den Rücken, wie die Deutsche Bischofskonferenz am Donnerstag in Bonn mitteilte. Demnach zählt die Kirche aktuell rund 19,8 Millionen Mitglieder – und liegt mit diesem Wert neuerdings unter der 20-Millionen-Marke. In Deutschland machen die Katholiken den Angaben zufolge 23,7 Prozent der Gesamtbevölkerung aus.

Im selben Zeitraum verließen 345.000 Protestanten ihre Kirche, erklärte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am selben Tag. Demnach gehörten zum Jahresende 2024 insgesamt 17,98 Millionen Menschen den bundesweit 20 evangelischen Landeskirchen an. Die evangelischen Christen machen einen Anteil von 21,5 Prozent an der Gesamtbevölkerung aus. Damit verließen erstmals seit 2018 wieder mehr Protestanten als Katholiken ihre jeweilige Kirche.

Beide Kirchen verwiesen darauf, dass es sich um vorläufige Zahlen handle. Bei ihnen setzt sich zwar der Mitgliederschwund fort – im Vergleich zu 2023 aber in geringerem Maß. So waren es seinerzeit noch 402.694 Katholiken, die ihrer Kirche den Rücken kehrten. Bei den Protestanten nahm die Zahl der Austritte um 8,2 Prozent leicht ab.

Der bisherige Höchstwert an Austritten in der katholischen Kirche verzeichnete die Statistik für 2022. Damals gingen mehr als 520.000 Personen.

Mit Blick auf die aktuellen Daten forderte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, auf der Internetseite seines Bistums, die Augen vor den Zahlen nicht zu verschließen. „Die frohe Botschaft ist nicht kleiner geworden – aber sie muss anders und glaubwürdig unter die Menschen gebracht werden. Deshalb braucht es neue Wege, mutige Schritte und vor allem den festen Willen, sich an der Wirklichkeit zu orientieren.“

Menschen hätten nach wie vor hohe Erwartungen an die Kirche, vor allem in den Bereichen Bildung, Erziehung, Caritas und soziale Verantwortung. Diese Erwartungen müssten bei knapper werdenden Ressourcen handlungsleitend sein. „Es gilt, Zukunftsfelder zu identifizieren, die nah an der Lebenswirklichkeit der Menschen sind – besonders an jungen Menschen und ihren Familien.“

2024 traten 1.839 Menschen in die katholische Kirche ein – ein leichtes Plus im Vergleich zu 2023 mit 1.559 Eintritten. Zudem wurden laut Statistik 4.743 Menschen wieder aufgenommen, 2023 waren es 4.127.

Die Statistik zeigt auch, dass das von Kardinal Rainer Maria Woelki geleitete katholische Erzbistum Köln seinen Rang als mitgliederstärkste deutsche Diözese verloren hat. Jetzt nimmt das westfälische Bistum Münster diesen Spitzenplatz ein. Danach ist die Zahl der Katholiken in der Kölner Erzdiözese durch Todesfälle (16.276) und Austritte (28.979) auf 1.627.401 gesunken. Münster kommt auf 1.630.544. Dort gab es im vergangenen Jahr 17.344 Todesfälle und 22.613 Austritte.

In der katholischen Kirche gab es 116.222 Taufen (2023: 131.245). Die kirchlichen Trauungen lagen bei 22.504, im Jahr davor waren es 27.565. Zur Erstkommunion gingen etwas mehr Kinder: 152.280 (2023: 151.835). Insgesamt wurden bundesweit 105.041 junge Menschen gefirmt (2023: 105.942). Die Zahl der Bestattungen lag bei 212.970 (2023: 226.179). Einen erneuten leichten Zuwachs gab es beim Besuch von Gottesdiensten, der bei 6,6 Prozent (2023: 6,2 Prozent) lag. Wegen Strukturmaßnahmen in Bistümern verringerte sich die Zahl der Pfarreien auf 9.291 (2023: 9.418). Bundesweit wurden zudem 29 Priester geweiht.

In den evangelischen Landeskirchen wurden 2024 rund 110.000 Menschen getauft. 2023 waren es 136.000. Zusätzlich gab es rund 15.000 Aufnahmen in die evangelische Kirche. Demgegenüber standen 2024 rund 335.000 Sterbefälle.

Eine Kirche, die sich immer weniger auf solidarische Unterstützung von Menschen verlassen könne, müsse künftig verstärkt auswählen, wo sie mit ihren begrenzten Mitteln besonders wirksam sein könne, erklärte die EKD-Ratsvorsitzende Bischöfin Fehrs. Sorge bereiteten ihr vor allem die rückläufigen Taufzahlen. „Wir werden alles daransetzen, Menschen mit unseren kirchlichen und diakonischen Angeboten in Kontakt zu bringen und die Bedeutung der Taufe als Ankerpunkt christlicher Gemeinschaft zu verdeutlichen.“

Leticia Witte (KNA)

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