Gundelfinger Firma fertigt begehbares Turmkreuz für die Sagrada Família

I-Tüpfelchen auf der Basilika

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GUNDELFINGEN – Als das „Tüpfelchen auf dem I“ bezeichnet  der Geschäftsführer der Gundelfinger Firma Gartner (Kreis Dillingen) den Auftrag, die Spitze für die Kirche Sagrada Família in Barcelona bauen zu dürfen. Auf dem höchsten Turm der weltbekannten Basilika wird ein begehbares Glaskreuz montiert, das vom Architekten Antoni Gaudí (1852 bis 1926) entworfen wurde, dessen Vollendung aber noch aussteht.

Dabei hat die Firma Josef Gartner GmbH ihre Hand im Spiel. Der Betrieb in Gundelfingen gehört mittlerweile zu einer internationalen Unternehmensgruppe. Gartner ist ein „Hidden Champion“ im Bereich des Fassadenbaus und hat schon zahlreiche internationale Referenzen, zum Beispiel Firmensitze in London und Hongkong, Universitäten in den USA und einen Tempel in Chile.

Zwar hatte die Firma schon oft mit großen Architekten der Gegenwart zu tun, zum Beispiel mit Norman Foster, Renzo Piano oder Frank Gehry. Geschäftsführer Jürgen Wax findet es aber auch spannend, nun das Werk eines bekannten Architekten zu vollenden, das schon vor 140 Jahren begonnen wurde.

Auf die Spitze der Sagrada Família kommt ein 17 Meter hohes begehbares Kreuz, dessen Stahlskelett Gartner herstellt. Nach der Montage wird der höchste Kirchturm der Welt nicht mehr in Ulm, sondern in Barcelona stehen.

Zertifiziertes Schweißen

Lautes Schleifen und Schweißen sind beim Gang durch die Fertigungshalle zu hören. Durch die schwarzen Schutzwände sieht man, wie die Funken fliegen. Es wird auch kein normaler Stahl verwendet, sondern Duplex-Edelstahl. Dieser ist rostfrei und fester als Stahl. Dazu brauchen die Arbeiter ein spezielles Schweißzertifikat.

Die Arbeit begann in der Planungsabteilung von Gartner, die die Einzelteile konstruierte und statische Berechnungen erstellte. Zurzeit fertigt die Gundelfinger Firma Edelstahlskelette für das Kreuz in sieben Einzelteilen an. Auf ein Fußteil kommt der kugelförmige Nukleus, ein Kernteil, das die weiteren Bauteile, nämlich die vier Seitenarme und das Topteil, über Schraubverbindungen zusammenhält.

Die Einzelteile gehen dann an eine Partnerfirma in Norddeutschland, die die Skelette mit Beton umhüllt und außen mit Keramik verkleidet. Wenn die Bauteile dann nochmals nach Gundelfingen zurückkommen, werden hier die Fenster eingebaut. Schließlich werden die Bauteile mit einem Sondertransporter in einem Montagegestell nach Barcelona transportiert. Dort wird ein Team die Bauteile innen mit Naturstein auskleiden und das Kreuz auf der Kirchturmspitze in 160 Metern Höhe zusammenbauen. Das fertige Kreuz wird dann ungefähr 100 Tonnen schwer sein.

Etwa 100 Personen arbeiten an dem Kreuz, die Mitarbeiter von Gartner, der norddeutschen Partnerfirma und die Kollegen in Spanien zusammengenommen. In der jetzigen Vorbereitungsphase gab es schon mehrere Besuche von Delegationen aus Barcelona in Gundelfingen. Die Fertigungsphase dauert noch bis Mai. Von August bis Oktober soll die Montage stattfinden.

Schon immer was getraut

Dass seine Firma im kleinen Gundelfingen so ein Hidden Champion im Bereich des Fassadenbaus ist, führt Geschäftsführer Wax auf mehrere Merkmale zurück. Zum einen sei die Struktur, obwohl die Firma jetzt zu einer internationalen Unternehmensgruppe gehört, wie zu Beginn immer noch sehr familiär. Außerdem habe sich Gartner schon immer etwas getraut und alles zuverlässig hergestellt und umgesetzt. So sei man zum Beispiel im Jahr 1950 unter den ersten gewesen, die Fenster mit Aluminiumrahmen gebaut haben.

Der Kontakt nach Barcelona kam über ein Ingenieurbüro zustande, mit dem die Firma schon früher zusammengearbeitet hat. Allerdings mussten sich die Gundelfinger einem Wettbewerb mit zwei weiteren Firmen aus Deutschland und Spanien stellen, den Gartner gewann.     

Martin Gah

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