Katholische Sonntagszeitung https://www.katholische-sonntagszeitung.de Wed, 20 Nov 2024 14:11:03 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.1 Bethlehem im Schatten des Gaza-Kriegs https://www.katholische-sonntagszeitung.de/bethlehem-im-schatten-des-gaza-kriegs-573146/ Wed, 20 Nov 2024 14:11:03 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=573146

Viele Christen im Heiligen Land leben seit Generationen vom Pilgergewerbe. Als Olivenholzschnitzer verkaufen sie Andenken an Reisende, als Herbergsväter bieten sie ihnen Unterkunft, als Fremdenführer Informationen. Seit der Eskalation in Nahost bleiben die Pilger aus – und mit ihnen die dringend benötigten Einnahmen. So droht dem Heiligen Land eine weitere Auswanderungswelle seiner „lebendigen Steine“, wie die christliche Minderheit sich selbst nennt.

Schon im ausgehenden 19. Jahrhundert suchten Christen aus dem Heiligen Land wegen Hungersnöten oder des für sie verpflichtenden Militärdienstes im Osmanischen Reich ihr Glück in Übersee: vor allem in Chile, Guatemala oder Honduras. Im Zuge des ersten israelisch-arabischen Kriegs 1948/49 flohen zwei Drittel der palästinensischen Christenheit oder wurden von jüdischen Milizen vertrieben. Sie strandeten in Gaza, im Libanon oder Tausende Kilometer fern der Heimat.

Der Sechs-Tage-Krieg 1967 spülte weitere Christen außer Landes – manche nach Jordanien, andere nach Europa, Australien oder Nordamerika. Auch während der zweiten Intifada 2000 bis 2005 kehrten Christen ihrer Heimat den Rücken, getrieben von der Angst um die Zukunft ihrer Kinder. Zuletzt versetzte die Corona-Pandemie den „lebendigen Steinen des Heiligen Landes“ einen schweren Schlag.

Und nun tobt seit 13 Monaten ein Krieg im Heiligen Land, wie ihn dieses noch nie gesehen hat: Starben im ersten Kriegsmonat im Gazastreifen nach Schätzungen von Beobachtern im Schnitt 333 Palästinenser am Tag, so sind es über die gesamte Kriegsdauer von nun fast 400 Tagen immer noch 110 pro Tag. Unter ihnen sind auch palästinensische Christen, die in Kirchen Gazas, deren Innenhöfen oder angrenzenden Gebäuden Schutz gesucht haben.

 

Sogar die Geburts­basilika ist verwaist.

© Foto: Zang

Auch im Westjordanland sind Tote zu beklagen: mehr als 700. Sie starben bei Razzien des israelischen Militärs oder durch die Hand militanter Siedler, die nicht selten nach Belieben schalten und walten können. Sie errichten neue Außenposten, sperren Straßen für Palästinenser oder behindern diese beim Ernten ihrer Oliven. Weitgehende Unterstützung genießen die Siedler von der Regierung, die in den zurückliegenden Wochen wiederholt palästinensisches Land zu „Staatsland“ erklärt hat.

Genug Probleme

Nun soll neben Bethlehems mehrheitlich christlichem Nachbar­ort Beit Jala die jüdische Siedlung „Nahal Heletz“ entstehen. Und als seien dies nicht schon genug Pro­bleme, lässt Israel die 130 000 palästinensischen Arbeiter, die bis zum Terrorangriff der Hamas im Oktober 2023 auf israelischen Baustellen, in Fabriken, Werkstätten oder der Gastronomie arbeiteten, nicht mehr aus dem Westjordanland. Inder haben teilweise ihre Arbeiten übernommen.

„Das Leben ist die Hölle“, sagte Klempner Mahmoud Falah Sleiman dem israelischen Journalisten Ga­briel Levin im Sommer. Auch sein Passierschein nach Israel wurde für ungültig erklärt. Als Levin ihn traf, versuchte er gerade, vor der Geburtsbasilika Postkarten zu verkaufen – vergeblich. Zwei seiner acht Kinder musste er aus der Schule nehmen – für die Schulgebühren reicht der Lohn nicht mehr. Ein Taxifahrer erzählte Levin, mit den Tageseinnahmen könne er gerade einmal eine Packung Zigaretten kaufen.

Ein christlicher Olivenholzschnitzer aus Bethlehem, der anonym bleiben will, erklärte unserer Zeitung, die getöteten Landsleute in Gaza hätten es hinter sich, in Bethlehem jedoch sterbe man in Raten langsam vor sich hin. Dank Kontakten nach Europa hat er wenigstens einen Auftrag über 1700 Olivenholzherzen erhalten. Das gibt ihm, seinem Bruder und den vier Angestellten zumindest für einige Tage Arbeit.

In Ermangelung an Rücklagen musste er allerdings erstmals vom Auftraggeber einen Vorschuss erbitten. Normalerweise zahlen seine Kunden erst nach Erhalt der Ware.Dutzende solcher Betriebe gibt es im Raum Bethlehem. Meist sind es kleine Familienbetriebe, die Christbaumschmuck, Krippchen, Handschmeichlerherzen oder Kreuze herstellen. Manche verkaufen auch über das Internet oder haben einen Vertriebspartner in Deutschland.

Ohne Perspektive

Im Juli sprach die scheidende Chef­ärztin des Caritas Baby Hospitals, Hiyam Marzouqa, vom „fast völlig eingebrochenen Tourismus“. Armut und Hoffnungslosigkeit hätten sich „kollektiv verbreitet“, „von der politischen Perspektivlosigkeit ganz zu schweigen“. Auch Journalist Levin traf im August lediglich zwei Touristen in Bethlehem an. „Die Hauptstadt des Tourismus im Westjordanland ist eine Geisterstadt geworden“, betitelte er seine Reportage über die Stadt, die normalerweise in der Hauptreisezeit täglich mindestens 100 Gruppen plus Individualtouristen begrüßt.

Die vielen christlichen Einrichtungen der Geburtsstadt Jesu und der beiden Nachbarorte Beit Jala und Beit Sahour wissen nicht, wie sie den weiteren Betrieb aufrechterhalten und beispielsweise Gehälter zahlen sollen. Dutzende kirchliche Kindergärten und Schulen sowie die vielen von Christen geleiteten Nichtregierungsorganisationen sind genauso betroffen wie die katholische Universität Bethlehem und die palästinaweit einzige Universität für Medien, Tourismus und Kunsthandwerk Dar al-Kalima. Mitte September wurde sie bei einer israe­lischen Razzia beschossen.

Miguel De La Torre, Professor für Sozialethik aus den USA, hat dort unterrichtet. Für ihn ist die Hochschule „ein leuchtender Stern in Bethlehem“, da sie es wage, sich für die freie Meinungsäußerung einzusetzen. Angesichts des Angriffs empfand er „Schock und Abscheu“. Die Soldaten, betont er, hätten „keine Schwerter, sondern nur Stifte“ gefunden, „keine Gewehre, nur Pinsel; keine Bomben, nur Kameras; keine Militärstiefel, sondern Ballettschuhe“.

Hungernde Kinder

Schon erreichen Bittbriefe aus Bethlehem ehemalige Besucher, Freunde und Förderer in aller Welt. So hoffen etwa die Don-Bosco-Schwestern für ihre Laura-
Vicuña-Schule im Cremisan-Tal bei Beit Jala auf Spenden aus Europa oder Amerika, um Lebensmittelkörbe an hungernde palästinensische Kinder und ihre Familien verteilen zu können.

Albrecht Schröter, früherer Oberbürgermeister von Jena und aktuell Vorsitzender des Städtepartnerschaftsvereins Köln-Bethlehem, sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, die Einwohner Bethlehems „leiden unter den Auswirkungen des Gaza-Kriegs mehr, als es den meisten Menschen in unserem Land  bewusst ist“. Immer wieder werde ihm „die dramatisch zunehmende Armut“ der palästinensischen Christen beschrieben.

Von seinen Freunden und Partnern hört Schröter zuletzt immer häufiger die Sorge, Israels rechtsnationale Regierung versuche, im „Windschatten“ des Gaza-Kriegs ihr Ziel einer vollständigen Annexion des Westjordanlands voranzutreiben – auch mit Gewalt. In der Geburtsstadt Jesu, betont Schröter, kenne er niemanden, „der das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 und die Geiselnahme begrüßt hätte“.

Seit der Eskalation in Nahost, hört man von Beobachtern, seien schon mindestens drei Dutzend christliche Familien aus Bethlehem ausgewandert. Anderen werde dies von Verwandten in Übersee fast täglich nahegelegt. Wie tief wird der Anteil der Christen in Jesu Geburtsstadt noch sinken? 1947 lag er bei 80 Prozent. Aktuell beträgt er nicht mal mehr ein Fünftel.

Johannes Zang

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Bürgermeister äußert sich zu Streit um Papst-Weihnachtsbaum https://www.katholische-sonntagszeitung.de/buergermeister-aeussert-sich-zu-streit-um-papst-weihnachtsbaum-573068/ Wed, 20 Nov 2024 10:12:23 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=573068 Fichte. Die ist nun seit Montagabend auf dem Weg Richtung Vatikan. Gegenüber der Zeitung „Avvenire“ sprach der Bürgermeister der zuständigen Gemeinde Ledro über die Proteste. Einige Bürger hatten in einer Online-Petition über 50.000 Unterschriften gegen die Fällung der Fichte und weiterer kleinerer Bäume für die weihnachtliche Vatikan-Dekoration gesammelt. Wie schon in anderen Jahren verwiesen auch diese selbsternannten Baumschützer auf die päpstliche Umweltenzyklika „Laudato si“. Doch existiere das Problem überhaupt nicht, sagte Bürgermeister Renato Girardi, der auf eine sorgsame und zertifizierte Bewirtschaftung der Gemeinde-Wälder verweist. Man fälle 5.000 oder 6.000 Kubikmeter für die Holzverwertung. Der 30 Meter hohe Baum wäre ihm zufolge sonst für das Sägewerk bestimmt gewesen. Zudem sei es weder bei der Fällung am Montagmorgen noch bei der Verladung am Abend zu Protesten gekommen. „Diejenigen, die böswillig polemisieren, sitzen bequem an ihren Tastaturen, außerhalb unseres Tals“, sagt Girardi. Traditionell wird der große Weihnachtsbaum auf dem Petersplatz gestiftet. An dem Brauch gibt es immer wieder Kritik von Umweltschützern und Bewohnern, auch aufgrund der hohen Kosten. Diese entfallen vorwiegend auf den Transport und lagen in den vergangenen beiden Jahren bei rund 60.000 Euro. Bereits zum vierten Mal in Folge kommt der Papst-Christbaum aus Italien, zuvor etwa aus Polen und Slowenien. 2028 soll wieder ein deutscher Baum an der Reihe sein – aus dem niederbayerischen Deggendorf. Die Einweihung der Krippenszene aus dem italienischen Grado und die Illumination des Weihnachtsbaums vor dem Petersdom findet in diesem Jahr am 7. Dezember um 18.30 Uhr statt. Sie werden bis zum Ende der Weihnachtszeit am 12. Januar 2025 zu sehen sein. KNA]]> Papst Franziskus versichert Ukrainern per Brief seine Solidarität https://www.katholische-sonntagszeitung.de/papst-franziskus-versichert-ukrainern-per-brief-seine-solidaritaet-573053/ Wed, 20 Nov 2024 10:06:41 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=573053 KNA]]> Papst spricht „Cyber-Apostel“ Carlo Acutis im April heilig https://www.katholische-sonntagszeitung.de/papst-spricht-cyber-apostel-carlo-acutis-im-april-heilig-572993/ Wed, 20 Nov 2024 10:00:44 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=572993 KNA]]> Mit meinem Erbe Gutes tun https://www.katholische-sonntagszeitung.de/mit-meinem-erbe-gutes-tun-572933/ Wed, 20 Nov 2024 09:51:38 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=572933

Das perfekte Testament

Nach der Trauer kommt der Streit. Zumindest ist das in einigen Familien so, wenn das Erbe verteilt werden soll. Damit es dazu nicht kommt, sollte ein Testament vorhanden sein. Das kann – rein theoretisch – jeder selbst verfassen. Davon rät die Münchner Fachanwältin Daniela Pinker-Leonpacher allerdings ab. Warum man damit oft erst recht Streitigkeiten provoziert, erklärt sie im Interview.

Frau Pinker-Leonpacher, muss man wirklich einen Juristen zurate ziehen, wenn man ein Testament aufsetzen will?

Theoretisch kann man auch ohne juristischen Rat ein Testament verfassen, aber ich würde das nicht empfehlen, weil es einfach viele rechtliche Unklarheiten und Fallstricke gibt. Im schlimmsten Fall ist ein alleine aufgesetztes Testament entweder aus formalen Gründen nicht wirksam oder es gibt inhaltliche Unklarheiten, dann ist es „auslegungsbedürftig“, und das Gericht muss den letzten Willen klären. Den Verfasser kann man ja nicht mehr fragen, was er gemeint hat. Je klarer und wasserdichter die Formulierung, desto geringer ist der Streit bei der Auslegung.

Können Sie kurz erläutern, wann ein Testament „auslegungsbedürftig“ ist?

Da gibt es viele verschiedene Gründe. Die Ursache ist aber immer, dass das Testa­ment unklar formuliert wurde – also aus rechtlicher Sicht. Ein Beispiel: Ein Vater schreibt in seinem selbst verfassten Testament, seine Tochter soll die Firma erben und der Sohn das Haus. Die Firma ist fünf Millionen Euro wert, das Haus nur 1,5 Millionen – damit wäre das Erbe nicht wertgleich verteilt. Ob der Vater das wollte, ist fraglich. Solche Unklarheiten  bedeuten in der Regel Streit.

Wenn ich mein Testament aber doch lieber alleine im stillen Kämmerlein schreiben will, worauf muss ich unbedingt achten?

Für Testamente gibt es einige Mindestvoraussetzungen. Wenn man es ohne Notar rechtsgültig aufsetzen will, muss es komplett handschriftlich und unterschrieben sein. Außerdem sollten Ort und Datum darauf festgehalten werden, um nach dem Tod feststellen zu können, welcher wirklich der letzte Wille ist, falls weitere Testamente auftauchen. Empfehlenswert ist außerdem: mit vollem Namen unterschreiben! Bei einem mehrseitigen Testament sollte jede Seite mit Seitenziffer, Datum und Unterschrift versehen sein, um Austauschgefahr zu vermeiden.

Was gehört denn alles ins Testament? Geht es da nur um den materiellen Nachlass, oder auch um andere Dinge?

Grundsätzlich gibt es nichts, was nicht ins Testament rein darf, es kommt halt darauf an, was man alles noch regeln oder mitteilen möchte. Aus praktischer Sicht sollte es so umfassend wie nötig und klar formuliert sein. Ich kann mein Vermögen – bis auf den möglichen Pflichtteil – auch an „bedürftige Menschen“ geben. Dann sollte ich aber reinschreiben, was genau ich damit meine. 

Von der charmanten Idee eines Testaments auf dem Bierdeckel sollte man sich also besser verabschieden?

Solange ein Bierdeckel-Testament die Mindestanforderungen erfüllt, ist es prinzipiell gültig: also, handschriftlich, Datum, Unterschrift. Ich würde aber auch davon eher abraten, denn außer, dass es witzig klingt, löst es die Probleme, die ein Testament lösen soll, in der Regel nicht, weil man auf einem kleinen Bierdeckel kaum sauber, also zweifelsfrei, juristisch formulieren kann.

Interview: Daniel Staffen-Quandt

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Nikolausaktion des Bonifatiuswerks fördert 70 gute Tat-Orte https://www.katholische-sonntagszeitung.de/nikolausaktion-des-bonifatiuswerks-foerdert-70-gute-tat-orte-572875/ Tue, 19 Nov 2024 09:40:39 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=572875 Nikolaus: „Die Legenden besagen, dass Nikolaus ein echt guter Heiliger war. Echt sein, heißt menschlich sein.“ Diese Botschaft sei hochaktuell, erklärte sie am Montag laut Mitteilung des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken mit Sitz in Paderborn. Sie ergänzte: „Mehr denn je brauchen wir einander.“ Kelly unterstützt die Nikolaus-Aktion des Bonifatiuswerks. Das Hilfswerk will laut Mitteilung mit der Aktion „Tat.Ort.Nikolaus“ zeigen, dass jeder wie der Heilige Nikolaus Gutes tun und sich für andere einsetzen könne. So entstünden bundesweit 70 sogenannte „gute Tat.Orte“: In Warin (Nähe Wismar) erhalten Besucher der Tafel in der Nikolauswoche Nikolaustüten. In Hamburg verteilt das Team der katholischen Seemannsmission „Stella Maris“ am Nikolaustag (6. Dezember) Schokoladennikoläuse an Seeleute. Bereits zum fünften Mal fördert das Bonifatiuswerk Initiativen und Projekte, die nach dem Vorbild des heiligen Nikolaus handeln. Vom 29. November bis 13. Dezember lassen kirchliche Gruppen und Gemeinden statt großer Worte gute Taten sprechen. Der Heilige Nikolaus habe die Not seiner Mitmenschen gesehen und sich aktiv eingesetzt, ohne groß darüber nachzudenken, sagte Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerks, laut Mitteilung. Wörtlich erklärte er: „Solche Menschen, die für die gute Sache brennen, brauchen wir auch heute. Daher bin ich sehr dankbar, dass die 70 beteiligten Gruppen mit viel Leidenschaft und Energie für das Gute einstehen.“ Den guten Tat-Orten stelle das Hilfswerk Schokonikoläuse und Sachkostenzuschüsse für ihre Projekte zur Verfügung. So seien in den vergangenen vier Jahren fast 300 Orte guter Taten entstanden. KNA]]> Papst Franziskus fordert von G20 Maßnahmen zur Beseitigung des Hungers https://www.katholische-sonntagszeitung.de/papst-franziskus-fordert-von-g20-massnahmen-zur-beseitigung-des-hungers-572860/ Tue, 19 Nov 2024 09:30:43 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=572860 Papst Franziskus hat von führenden Politikern der G20 wirksame Maßnahmen zur Beseitigung des Hungers gefordert. Den Teilnehmern des aktuell in Rio de Janeiro tagenden G20-Gipfels sagte er: „Ich hoffe aufrichtig, dass die Diskussionen und Ergebnisse dieser Veranstaltung zum Fortschritt einer besseren Welt und einer blühenden Zukunft für kommende Generationen beitragen werden.“ Seine Rede trug der vatikanische „Ministerpräsident“, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, am Montag in Rio de Janeiro vor. Angesichts des erheblichen Drucks auf das internationale System, der sich etwa durch die Verschärfung von Kriegen und Konflikten manifestiere, sei es von größter Bedeutung, „dass die Gruppe der 20 neue Wege für einen stabilen und dauerhaften Frieden in allen Konfliktgebieten aufzeigt“, sagte der Papst weiter. So seien die derzeitigen Kriege nicht nur für eine beträchtliche Anzahl von Toten, Massenvertreibungen und Umweltzerstörung verantwortlich, sondern trügen auch zu einer Zunahme von Hungersnöten und Armut bei. Dies gelte sowohl für die betroffenen Gebiete selbst als auch indirekt für weit entfernte Ländern, insbesondere durch die Unterbrechung der Lieferketten. Franziskus verurteilte die „stille Akzeptanz von Hungersnöten“ als eine „skandalöse Ungerechtigkeit und ein schweres Vergehen“. In seiner Rede heißt es: „Diejenigen, die durch Wucher und Habgier den Hungertod ihrer Brüder und Schwestern in der Menschheitsfamilie verursachen, begehen indirekt einen Mord, der ihnen zugerechnet werden kann.“ Weiter wies der Papst auf ein „erhebliches Paradoxon in Bezug auf den Zugang zu Nahrungsmitteln“ hin: Einerseits hätten über 3 Milliarden Menschen keinen Zugang zu einer ausgewogenen Ernährung. Andererseits seien fast 2 Milliarden Menschen aufgrund schlechter Ernährung und eines „sitzenden Lebensstils“ übergewichtig oder fettleibig. „Dies erfordert eine konzertierte Anstrengung, um auf allen Ebenen aktiv Veränderungen herbeizuführen und die Lebensmittelsysteme insgesamt neu zu organisieren“, lautet die Forderung des katholischen Kirchenoberhaupts. Es gebe genügend Nahrung, um alle Menschen auf dem Planeten zu ernähren. Kollektives Handeln sei gefragt, um Lebensmittelverschwendung entgegenzutreten und Ressourcen zu Bedürftigen umzuleiten. Franziskus warb für sofortige und entschiedene Maßnahmen der internationalen Gemeinschaft gegen Hunger und Armut und riet dazu, einen Vorschlag des Heiligen Stuhls umzusetzen. Demnach sollen die derzeit für Waffen und andere Militärausgaben bereitgestellten Mittel in einen globalen Fonds umgeleitet werden, der dazu dient, den Hunger zu bekämpfen und die Entwicklung in den ärmsten Ländern zu fördern. KNA]]> Augsburger Bischof Meier führt Stiftungsrat der Kolbe-Stiftung https://www.katholische-sonntagszeitung.de/augsburger-bischof-meier-fuehrt-stiftungsrat-der-kolbe-stiftung-572854/ Tue, 19 Nov 2024 09:24:33 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=572854 Meier ist neuer Stiftungsrats-Vorsitzender der in Bonn ansässigen Maximilian-Kolbe-Stiftung. Meier übernimmt das Amt vom emeritierten Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, teilte das Bistum Augsburg mit. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde demnach Maciej Malyga, Weihbischof in Breslau, gewählt, und zwar als Nachfolger von Wiktor Skworc, dem emeritierten Erzbischof von Kattowitz. Die Maximilian-Kolbe-Stiftung wird von der Deutschen und der Polnischen Bischofskonferenz getragen. Sie initiiert und unterstützt seit 2007 Versöhnungsprozesse auf europäischer Ebene. Die Stiftung ist aus dem Maximilian-Kolbe-Werk entstanden, das sich seit mehr als 50 Jahren um ehemalige Häftlinge nationalsozialistischer Konzentrationslager und Ghettos in Mittel- und Osteuropa kümmert. Das Werk unterstützt derzeit rund 5.000 KZ- und Ghetto-Überlebende in Polen, der Ukraine und weiteren Ländern, wie es hieß. Es leiste etwa finanzielle Hilfen und organisiere häusliche Pflege, Essen auf Rädern und sozialmedizinische Begleitung. Der Franziskanerpater Maximilian Kolbe (Jahrgang 1894) war am 14. August 1941 im Vernichtungslager Auschwitz in Polen ermordet worden, nachdem er freiwillig anstelle eines Mithäftlings in die Todeszelle gegangen war. KNA]]> Tausende Gedichte aus dem Ersten Weltkrieg online abrufbar https://www.katholische-sonntagszeitung.de/tausende-gedichte-aus-dem-ersten-weltkrieg-online-abrufbar-572821/ Mon, 18 Nov 2024 10:07:16 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=572821 Gedichte und Soldatenlieder zu sammeln, aus den Zeitungen auszuschneiden und nach Freiburg zu schicken. Bis 1918 kamen so mehr als 14.000 Gedichte zusammen, die seitdem in 35 Archivkartons lagern. Fischer beschreibt die Sammlung als einmaliges Zeugnis des Patriotismus, des Nationalismus und Militarismus im damaligen Deutschland. Die meisten Gedichte verherrlichen den Krieg, verklären den Kampf an der Front und beschimpfen die Gegner. Kritische oder gar pazifistische Stimmen gibt es laut Fischer kaum. „Aber den 14.000 Gedichten stehen zwei Millionen deutsche Kriegstote gegenüber, im gesamten Krieg sind mehr als neun Millionen Menschen gewaltsam zu Tode gekommen“, sagte der Wissenschaftler. Die digitalisierten Gedichte sind als Bilddateien über die Internetseite des Universitätszentrums kostenfrei abrufbar. Darunter ist auch das Gedicht „Die Kriegsbraut“. Darin heißt es: „Abends im Kämmerlein und früh im Morgenschein froher Gesang! – Morgen kommt Liebster mein, schrieb mir aus Polen. Und es soll Hochzeit sein, Hochzeit nach frohem Sieg, Hochzeit im Krieg! – Abends im Kämmerlein und früh im Morgenschein Schluchzen so bang! Liebster kommt nimmermehr, sandten aus Polen mir nur sein Kreuzlein daher. Von Eisen kalt und schwer, nimmer kommt er.“ KNA Internetseite: https://freidok.uni-freiburg.de/data/251654]]> Katholische Kirche würdigt in Freiburg den NS-Märtyrer Max Josef Metzger https://www.katholische-sonntagszeitung.de/katholische-kirche-wuerdigt-in-freiburg-den-ns-maertyrer-max-josef-metzger-572809/ Mon, 18 Nov 2024 09:54:29 +0000 https://www.katholische-sonntagszeitung.de/?p=572809 Metzger (1887-1944) selig zu sprechen. Hunderte Gläubige erlebten eine stimmungsvolle Zeremonie. Dichter Weihrauchnebel weht durchs Freiburger Münster. Die Domsingknaben und Domkapellmeister Boris Böhmann stimmen festliche Klänge an. Dann verliest der Basler Kardinal Kurt Koch im Auftrag von Papst Franziskus die Seligsprechungsurkunde. Die Gläubigen applaudieren. Seit Sonntagmittag hat die katholische Kirche einen neuen, als Glaubensvorbild, Friedensvisionär und Märtyrer anerkannten Seligen: Max Josef Metzger (1887-1944). Kardinal Koch, im Vatikan selbst für den weltweiten Dialog zwischen Kirchen und Religionen mitverantwortlich, würdigte Metzger als prophetischen Kämpfer für Frieden und für Einigkeit zwischen den Christen. Metzger sei heute Vorbild dafür, in einer zerrissenen Welt „im Widerspruch zu grassierenden Ideologien“ zu leben – aus dem christlichen Glauben heraus. „Bitten wir den seligen Max Josef Metzger in der himmlischen Welt der Märtyrer um Fürsprache“, sagte Koch. Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz in Rom erinnerte Papst Franziskus persönlich an den neuen Seligen. Der Gründer des Säkularinstituts Christus König sei wegen seines religiösen Engagements für den Frieden vom Nationalsozialismus bekämpft worden, sagte Franziskus. Ebenso erinnerte er an die albanischen Priester Luigi Palic und Gjon Gazulli, die am Samstag gleichfalls als Opfer der religiösen Verfolgung des 20. Jahrhunderts seliggesprochen wurden. „Möge das Beispiel dieser Märtyrer vielen Christen Trost spenden, die in unserer Zeit wegen ihres Glaubens diskriminiert werden“, wünschte Franziskus. „Ein Applaus für die neuen Seligen!“, forderte er die Tausenden Besucher auf dem Petersplatz auf. Das Seligsprechungsverfahren für den aus Schopfheim (Landkreis Lörrach) stammenden Metzger dauerte mehr als 18 Jahre. Lange sah es so aus, als ob der Freiburger Antrag in der Vatikanbürokratie verschwunden war. Doch vor wenigen Monaten folgte die überraschende Nachricht: Der Papst wird Metzger als neuen Seligen und Glaubensvorbild auszeichnen. Zur Seligsprechungszeremonie, der ersten überhaupt im Freiburger Münster, kamen nun Hunderte Gläubige aus ganz Deutschland und Österreich. Aus dem Bistum Augsburg, wo Metzger mehrere Friedensorganisationen gründete; aus Berlin, wo er 1944 als „ehrloser Volksverräter“ hingerichtet wurde und aus Graz, wo er lange lebte. Im Ersten Weltkrieg hatte Metzger am berüchtigten Schlachtfeld des Hartmannswillerkopf in den Vogesen die mörderischen Kriegsgräuel erfahren. Er blieb nur wenige Monate als Militärpfarrer an der Front. In Graz und später in Meitingen bei Augsburg wandelte er sich zum Pazifisten und setzte sich seitdem für weltweiten Frieden ein. Manches klingt heute naiv; seine Energie und Beharrungsvermögen zeichneten ihn jedoch aus. „Mich beeindruckt, mit welcher Konsequenz er sein Leben lang für Frieden gekämpft hat“, sagte die Regensburger Theologin Sabine Demel von der Friedensbewegung Pax Christi am Rande der Seligsprechung. „Wie schwierig es ist, pazifistische Politik zu vertreten, erleben wir gerade heute erneut.“ Spannend ist für Demel auch Metzgers Engagement für die europäische Sprache Esperanto. „Er hat früh erkannt, dass eine gemeinsame Sprache ein Mittel für Versöhnung ist.“ Im Festgottesdienst – auch das dürfte eine Premiere bei einer katholischen Seligsprechung gewesen sein – würdigte eine evangelische Landesbischöfin den neuen Seligen. In aktuell aufgeheizten und polarisierten Debatten brauche es hörbare Stimmen für Frieden und Einheit, sagte die badische Bischöfin Heike Springhart. „Angesichts der tiefen Gräben und des Bombenhagels in Gaza, im Libanon und in der Ukraine, angesichts der bedrängenden Polarisierung in unserem Land, in den USA, in Argentinien und in Europa ist die Sehnsucht nach Frieden und Einheit drängender denn je.“ Auch von einer ersten Verhaftung und nationalsozialistischer Einschüchterung hatte sich Metzger nicht von seinen Überzeugungen abbringen lassen. So verfasste er beispielsweise eine Denkschrift über ein neues Deutschland, das nach dem Zweiten Weltkrieg in ein vereintes, christliches Europa eingebunden sein sollte. Diese Schrift übergab Metzger an eine Vertraute, die in Wahrheit Gestapo-Agentin war. Die NS-Geheimpolizei verhaftete Metzger dann im Juni 1943. Am 17. April 1944 wurde der Geistliche in Brandenburg-Görden durch das Fallbeil hingerichtet – nach einer Verurteilung als Volksverräter in einem NS-Schauprozess. Die Hinrichtungstermin erhielt er nur zwei Stunden vor der Vollstreckung. Noch in der Todeszelle schrieb er hoffnungsvolle Texte, Briefe und Lieder. Ein von Metzger komponiertes Lied kam in der Seligsprechungszeremonie nun erstmals zur Aufführung. Volker Hasenauer/KNA]]>