Eine Brückenbauerin

Vor 850 Jahren wurde die heilige Hedwig auf der Burg Andechs geboren

 — © Foto: Reitzig
Foto: Reitzig

In Andechs und Trebnitz wird die heilige Hedwig als Brückenbauerin zwischen Deutschland und Polen verehrt. 24 Jahre nach ihrem Tod wurde sie heiliggesprochen. Ihre Wertschätzung zeigt sich auch in einem Relief, das an der Mauer beim Aufgang zur Andechser Wallfahrtskirche, wo sie die Vorübergehenden grüßt, angebracht ist.

Der Andechser Abt Johannes Eckert nannte sie in einer Predigt ein lebendiges Beispiel barmherziger Liebe und erinnerte an ihren selbstlosen Einsatz für die Menschen. Sie selbst blieb von Schicksalsschlägen nicht verschont. Sowohl ihren Gatten als auch einen ihrer Söhne verlor sie auf dem Schlachtfeld. Weitere ihrer sieben Kinder überlebten ihre Mutter ebenfalls nicht. Doch immer wieder brachte Hedwig die Kraft auf, armen und kranken Mitmenschen zur Seite zu stehen und Fürsprache für die Schwachen einzulegen. Sie lernte sogar die polnische Sprache.

Viele Gläubige pilgern zu einer Reliquie, einem Splitter aus ihrem Schädel, die sich in der nach ihr benannten Hedwigskapelle auf dem Heiligen Berg befindet. Kardinal Bertram aus Breslau hatte sie dem Kloster Andechs 1924 für den Heiltumsschatz geschenkt.

Dass Hedwig eine der wichtigsten Frauen ihrer Zeit war, machte Stifts-
archivarin Birgitta Klemenz in einem Vortrag deutlich. Die Zuhörer erfuhren vieles über die berühmte Frau, die politisch einflussreich war.

Im Kloster erzogen

Hedwigs exaktes Geburtsdatum lässt sich nicht mehr klären, so dass man ihren Gedenktag auf den 16. Oktober 1174 gelegt hat. Hedwig wurde im Benediktinerinnen-Kloster in Kitzingen von einer Tante, die dort Äbtissin war, erzogen.

Wie es damals üblich war, wurde sie bereits im Alter von zwölf Jahren vermählt. Denn geschickte Heirats-
politik galt viel in dieser Zeit und diente dazu, Herrschaftsbereiche zu vergrößern. Ihr Gemahl war der designierte Herzog von Schlesien, Heinrich I. Er trat seine Herrschaft 1201 an und holte deutsche Siedler ins Land. Der Herzogin gelang es, das Christentum in Schlesien zu festigen, indem sie Kirchen und Klöster bauen ließ. Im Jahr 1212 gründeten die Eheleute mit einigen Zisterzienserinnen das erste schlesische Frauenkloster in Trebnitz (Bistum Breslau) und praktizierten christliche Nächstenliebe.

Im Hungerjahr 1220 erlaubte Hedwig sogar, das man sich aus ihrem Kammergut bediente. Der Überlieferung zufolge soll sie, um sich zu kasteien, auch in schneereichen Wintern ohne Schuhwerk unterwegs gewesen sein. Nach dem Tod ihres Mannes 1238 trat sie ins Kloster Trebnitz ein. Ihre Tochter Gertrud war dort Äbtissin.

Hedwigs Attribute sind eine Krone, das Modell der Trebnitzer Klosterkirche, ein Kruzifix, ein Rosenkranz, ein Gebetbuch, eine Marienstatuette, Schuhe, die sie in der Hand trägt, oder Brote, die sie mildtätig verteilt. Renate Reitzig

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