Aufwärtsspirale
Eigenanteil für Pflegeheim steigt auf rund 3.000 Euro im Monat

In der Pflege steigen die Kosten für Pflegebedürftige seit Jahren. Im Schnitt rund 3.000 Euro Eigenbeteiligung zahlen Pflegebedürftige aktuell im Heim. Das geht aus einer Übersicht des Verbands der Ersatzkassen hervor. So stieg für Pflegebedürftige im ersten Jahr des Heimaufenthalts die Eigenbeteiligung im Bundesdurchschnitt von 2.687 auf 2.984 Euro. Nach drei Jahren lag er trotz steigender Zuschüsse noch bei knapp 2.000 Euro.
Diesen Aufwärtstrend bremse auch die Erhöhung der Pflegeleistungen nicht aus, beklagte der Verband. Hinzu kämen erhebliche regionale Unterschiede. In Bremen etwa betrug der Eigenanteil im ersten Jahr etwa 3.500 Euro, in Sachsen und Niedersachsen rund 2.700 Euro. Am niedrigsten waren die Eigenanteile in Sachsen-Anhalt mit etwa 2.450 Euro im Monat im ersten Aufenthaltsjahr.
Um die Eigenbeteiligung zu reduzieren, forderte die Vorstandsvorsitzende des Verbands, Ulrike Elsner, die Länder auf, ihrer Verantwortung für eine auskömmliche Investitionskostenfinanzierung für den Bau und die Instandhaltung der Heime nachzukommen, anstatt sie auf die Pflegebedürftigen umzulegen. Außerdem sollten sie die Ausbildungskosten übernehmen. Beides zusammen würde die Pflegebedürftigen um etwa 600 Euro monatlich entlasten. Weiter brauche es langfristige Maßnahmen, um die stetige Aufwärtsspirale der Eigenbeteiligung für Pflegeheimbewohner zu stoppen.
Die von den Pflegeheimbewohnern selbst zu tragenden Kosten setzen sich aus drei Komponenten zusammen. Den größten Teil macht der sogenannte einrichtungseinheitliche Eigenanteil für die pflegerischen Kosten aus. Dieser enthält auch die Ausbildungskosten und betrug zu Jahresbeginn bundesdurchschnittlich 1.760 Euro, gut 250 Euro mehr als im Vorjahr. Von diesem Anteil gehen gestaffelte Zuschüsse ab. Hinzu kommen pro Person die Investitionskosten und die Kosten für Unterkunft und Verpflegung.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz beklagte Untätigkeit der ehemaligen Ampel-Koalition bei der Pflegereform. „Bund und Länder lassen die 800.000 Pflegeheimbewohner im Stich“, sagte Vorstand Eugen Brysch auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Insbesondere im ersten Pflegejahr werde es immer teurer, Entlastung spürten erst Menschen, die länger als drei Jahre im Heim lebten. „Doch die meisten Pflegeheimbewohner sind dann bereits verstorben“, sagte Brysch. Die Länder müssten endlich die Ausbildungs- sowie Investitionskosten vollständig tragen. Für Unterbringung, Verpflegung und überdurchschnittlichen Komfort sollte weiterhin jeder selbst aufkommen.
Auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) forderte mehr finanzielle Entlastung durch Bund und Länder. „Die Pflege droht immer mehr zur Armutsfalle zu werden, denn die hohen Eigenbeteiligungen stellen viele Menschen vor enorme finanzielle Herausforderungen“, sagte Joß Steinke als Leiter Jugend und Wohlfahrtspflege beim DRK. Die Steigerungen betreffe nicht nur die stationären Pflege, sondern auch die ambulante Pflege.
In einem Gutachten des Konstanzer Gesundheitsökonoms Friedrich Breyer im Auftrag der FDP, aus dem Medien zitieren, wird bereits ein Anstieg des Beitrags zur Pflegeversicherung von mehr als sieben Prozent bis 2050 prognostiziert – falls es nicht zeitnah eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung gebe.
Anna Mertens (KNA)