Vom Gegner zum Mitstreiter
Donald Trumps Vize James Donald Vance konvertierte 2019 zum Katholizismus

Donald Trump ist auf dem Parteitag der Republikaner offiziell zum Präsidentschaftskandidaten gekürt worden – nur wenige Tage, nachdem er in Butler (Pennsylvania) ein Attentat überlebt hatte. Als seinen Vize („running mate“) nominierte Trump den 2019 zum Katholizismus konvertierten Senator James Donald (J. D.) Vance, der einst ein scharfer Kritiker war. Was führte Vance zum katholischen Glauben? Eine Spurensuche.
J. D. Vance hatte eine harte Kindheit. Er litt unter häuslicher Gewalt, mehrfachen Scheidungen seiner Mutter, Armut, zeitweise Obdachlosigkeit und Drogensucht. Eine prägende Zeit, die ihn jedoch auch stark gemacht hat. Nach der High School verpflichtete er sich bei den Marines, wo er während des Irakkriegs als Pressesprecher eingesetzt wurde.
Es folgten Studien der Politikwissenschaften und Philosophie, später Jura. Während seines Studiums an der Elite-Universität Yale wurde er Redakteur des „Yale Law Journals“. Sein 2016 veröffentlichtes Sachbuch „Hillbilly-Elegie: Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise“ wurde zum Bestseller und sogar verfilmt. Bundeskanzler Olaf Scholz erklärte im vergangenen Jahr, dass ihn das Buch zu Tränen gerührt habe.
Langer Weg zum Glauben
In Cincinnati, Ohio, wurde Vance durch Pater Henry Stephan, einem Dominikaner, im traditionsorientierten St. Gertrud-Priorat in die katholische Kirche aufgenommen. Dort feierte der Autor und Politiker sowohl seine Taufe als auch seine Erstkommunion. Mehr als drei Jahre rang der Politikwissenschaftler mit dem Christentum. Immer wieder machte er, wie er es ausdrückt, „atheistische Phasen“ durch.
Letztlich führte ihn die Lektüre der „Bekenntnisse“ des Augustinus zum katholischen Glauben. Aber auch Katholiken seiner Umgebung wie etwa ein angeheirateter Onkel waren für ihn Vorbilder. Das längere Zögern hatte vor allem mit den negativen Schlagzeilen in den Medien zu tun. Besonders die kirchlichen Missbrauchsskandale ließen ihn zunächst zögern.
Vance meint: „Die Hoffnung des christlichen Glaubens wurzelt nicht in einer kurzfristigen Eroberung der materiellen Welt, wohl aber in der Tatsache, dass es wahr ist und langfristig – auf die Ewigkeit ausgerichtet.“ Auf die Frage nach seiner Weltsicht als Neu-Katholik sagte er: „Meine Ansichten über die öffentliche Ordnung und wie der optimale Staat aussehen sollte, sind ziemlich auf die katholische Soziallehre abgestimmt. Sie war eines der Dinge, die mich an der katholischen Kirche begeisterten. Ich sah eine echte Überschneidung zwischen dem, was ich sehen möchte, und dem, was die katholische Kirche gerne sehen würde.“
Dass er durch die Konversion nicht automatisch zu einem besseren Menschen geworden ist, weiß Vance: „Es ist nicht so, dass man Gnade erhält und plötzlich von einem schlechten Menschen zu einem guten Menschen wird. Man wird ständig daran arbeiten müssen. Aber gerade dieses Konzept gefällt mir.“
Ein politischer Meilenstein für J. D. Vance war, als er sich als Kandidat bei den Vorwahlen der republikanischen Partei gegen sechs Konkurrenten durchsetzte. Bereits hier unterstützte ihn Ex-Präsident Donald Trump. So sahen viele Medienvertreter im Sieg von Vance bereits einen Sieg Trumps.
Der zweite Katholik
Noch bevor Trump zum offiziellen Präsidentschaftskandidaten für die Republikaner nominiert wurde, gab er bekannt, dass er im Falle eines Wahlsiegs Vance zum Vizepräsidenten berufen würde. Damit wäre dieser erst der zweite Katholik in dieser Position – nach dem Demokraten Joe Biden, der heute Präsident ist.
Dass Vance zu Trumps Favoriten im Wahlkampf wurde, hat auch mit seinen Positionen zum Lebensschutz und dem ausgeprägten Familiensinn zu tun. Der noch im US-amerikanischen Kongress für den Bundesstaat Ohio sitzende Senator ist mit der indischstämmigen Usha Chilukuri, die Juristin ist, verheiratet. Sie haben drei gemeinsame Kinder.
Für den Lebensschutz
Der evangelisch erzogene Politiker, der an diesem Freitag seinen 40. Geburtstag begeht, wird von Pro-Life-Gruppen ebenso geschätzt wie Trump, den er einst scharf kritisierte. Beide halten Abtreibungen nur dann für vertretbar, wenn eine Frau vergewaltigt wurde, Inzest vorliegt oder bei der Fortführung der Schwangerschaft für die Mutter Lebensgefahr besteht.
Die Nationale Lebensschutzorganisation sieht in Senator Vance eine ausgezeichnete Wahl für das Amt des Vizepräsidenten: „Er setzt sich dafür ein, das Recht auf Leben zu fördern und sowohl Frauen als auch ihre ungeborenen Kinder zu schützen.“
Elmar Lübbers-Paal
