„Brückenbauer des Nordens“
Die Deutsche Bischofskonferenz trauert um den früheren Erzbischof von Hamburg

Die Deutsche Bischofskonferenz trauert um den früheren Erzbischof von Hamburg, Erzbischof Dr. Werner Thissen. Er starb heute, am 15. April 2025, in Hamburg. Dort leitete er das Erzbistum von 2003 bis 2014. Zuvor war er als Weihbischof im Bistum Münster und Generalvikar dort tätig.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, würdigte den Verstorbenen als Brückenbauer im Norden: „Erzbischof Thissen ist auf die Menschen zugegangen. Brücken zu schlagen war ihm ein Auftrag und Menschen miteinander zu verbinden und für Dialog und Verständigung zu werben ein Herzensanliegen. Viele wegweisende interreligiöse Impulse sind Erzbischof Thissen in der Hamburger Stadtgesellschaft und im gesamten Erzbistum gelungen“, schreibt Bischof Bätzing an den Nachfolger Thissens, Erzbischof Dr. Stefan Heße. „Der Brückenbauer des Nordens war zugleich ein Brückenbauer für den Zusammenhalt der Gesellschaft, an der auch die Kirche Anteil hat“, fügte Bischof Bätzing hinzu.
Brückenbau sei auch das wesentliche Merkmal seines langjährigen Wirkens in der Deutschen Bischofskonferenz gewesen. „Seine ausgleichenden Positionen und seine ständige Mahnung für einen Weg des Dialogs, seine mahnende und nachdenkliche Stimme, die immer nach dem Gemeinsamen gefragt hat, werden uns fehlen. Dabei denke ich vor allem an den hintergründigen Humor von Erzbischof Thissen und seine innere Überzeugung, dass die Kirche auch in der Diaspora eine Stimme hat. Ohne Frage: Werner Thissen hat der Diaspora eine Stimme verliehen“, so Bischof Bätzing. „Seine intensiven Besuche in den Pfarreien, ungezählte Firmungen und sicht- und hörbare Predigten haben die Arbeit von Erzbischof Thissen geprägt. Seine reiche seelsorgliche Erfahrung als Erzbischof von Hamburg und sein priesterliches Zeugnis haben viele Menschen berührt. Das gilt auch für seinen Einsatz zur Seligsprechung der Lübecker Märtyrer, die ihm ein Herzensanliegen für den Glauben in der Gegenwart war. Ich empfand es als schönes Zeichen, dass er auch nach seiner Emeritierung noch zahlreichen Gläubigen und Weggefährten eng verbunden war und sie geistlich begleitet hat. Denn trotz seiner westfälischen Wurzeln war Erzbischof em. Thissen an der Elbe heimisch geworden. Dabei wusste er um die eigenen Begrenzungen, gerade auch im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs im Raum der Kirche. Sein Eingeständnis bei diesem Thema war ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung, der wir uns als Kirche verpflichtet haben.“
Bischof Bätzing würdigte außerdem das Engagement von Erzbischof Thissen auf der Ebene der Deutschen Bischofskonferenz, wo er sich in den Gremien des Verbandes der Diözesen Deutschlands – besonders in der Zeit vor seiner Bischofsweihe – und auch in der Kommission Weltkirche und der Unterkommission für Entwicklungsfragen eingebracht hat. „Diese Arbeit hat der Verstorbene immer als einen verpflichtenden Weg betrachtet, Christus und sein Reich zu verkünden. Seine Reisen in viele Länder, die Präsenz in den Notstandsgebieten der Welt und sein stetes Bemühen, nicht bei den Problemen stehen zu bleiben, sondern eine Lösung zu finden, haben ihn in unserer Bischofskonferenz ausgezeichnet“, schreibt Bischof Bätzing. Er fügt hinzu: „Mit seinem bischöflichen Wahlspruch ‚In Christo nova creatura – In Christus eine neue Schöpfung‘ (2 Kor 5,17) wies Erzbischof Thissen auf das immer Neue hin, das uns ganz unabhängig vom Lebensalter erwartet und zugewandt ist. So möge er nun in die Hand seines Schöpfers zurückkehren.“
DBK