Entertainer und Familienmensch

„Dalli Dalli“-Moderator Hans Rosenthal wurde vor 100 Jahren geboren: Sohn und Tochter im Exklusiv-Interview

 — © Foto: ZDF
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Hans Rosenthal zählt zu den bedeutendsten Entertainern der deutschen Fernsehgeschichte. Als junger Mann entkam er der NS-Judenverfolgung. Seine wohl bekannteste Sendung war ab 1971  „Dalli Dalli“.

Am 2. April wäre Hans Rosenthal 100 Jahre alt geworden. Für seine legendären Luftsprünge in „Dalli Dalli“ bleibt der 1987 verstorbene große deutsche Showmaster in Erinnerung. Trotz beruflicher Verpflichtungen legte Rosenthal stets Wert auf die Familie. Das wird auch im Exklusiv-
Interview mit seiner Tochter Birgit Hofmann und seinem Sohn Gert Rosenthal deutlich.

Frau Hofmann, Herr Rosenthal, wie war Ihr Vater Hans als Familienmensch und Vater?

Hofmann: Er war ein sehr liebevoller Vater, der immer betont hat, wie wichtig ihm seine Familie war. Allerdings war er nicht so sehr viel zu Hause, weil er viel Zeit für seinen Beruf aufgewendet hat. Wenn er daheim war, hat er sich viel Zeit genommen. Wir haben teilweise bis in die Nacht diskutiert.

Gab es besondere Dinge, die Ihr Vater in der Erziehung betont hat?

Rosenthal: Bei meiner Schwester war er noch strenger als bei mir, da legte er zum Beispiel besonders viel Wert auf gute Schulleistungen. Man kann das aber vielleicht verstehen, wenn man bedenkt, dass er selbst keine Gelegenheit hatte, gute Schulleistungen zu zeigen, weil er sich im entsprechenden Alter vor den Nazis verstecken musste.

Hofmann: Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit waren Werte, die er uns gern weitergeben wollte.

Wie haben Sie sich als junger Mensch gefühlt, als Ihr Vater im Rampenlicht stand und als Quizmaster im Fernsehen auftrat?

Rosenthal: Ich war stolz auf meinen Vater. Dass er dabei in die Luft sprang und „Das war spitze!“ rief, war mir manchmal etwas peinlich. Meine Freunde haben mich damit aufgezogen, aber so schlimm war das nun auch wieder nicht.

Was war für ihn das Wichtigste bei seiner Arbeit?

Er legte großen Wert darauf, dass die Leute, die er auf die Bühne holte, sich auch wohlfühlten. Sie konnten sicher sein, dass sie bei ihm nicht bloßgestellt wurden, auch wenn sie vielleicht einfache Fragen nicht beantworten konnten.

Gab es eine Episode aus seiner Karriere, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Ich war bei seiner Karriere ja nicht ständig anwesend. Insofern kann ich (fast) nur auf Erzählungen zurückgreifen. Da empfand ich den Karrierebeginn mit „Nathan, dem Weisen“ in jeder Hinsicht am beeindruckendsten.

 — © Foto: Chris Marxen/Headshots Berlin
Foto: Chris Marxen/Headshots Berlin
Gert Rosenthal und Birgit Hofmann erinnern sich im Interview an ihren berühmten Vater Hans Rosenthal.

Welche Werte waren ihm – abgesehen von seiner beruflichen Laufbahn als Entertainer – besonders wichtig?

Hofmann: Er war immer ein politisch interessierter Mensch und setzte sich schon ganz jung als Betriebsrat für Gerechtigkeit ein, so etwa bei der Verteilung einer Art Care-Pakete aus den „oberen Etagen“ an die einfachen Angestellten. Und natürlich war es ihm ein ganz großes Anliegen, zu zeigen, dass die Religion kein Unterscheidungsmerkmal zwischen guten und schlechten Menschen ist. Er wollte zeigen, dass jüdische Menschen nicht anders sind als andere.

Wie reagierte er auf Kritik, sei es im privaten Umfeld oder in der Medienwelt?

Natürlich hat er sich über Kritik geärgert, wenn er sie nicht nachvollziehen konnte, das ist doch aber auch normal. Dem gegenüber konnte man ihm im privaten Rahmen schon Verbesserungsvorschläge machen.

War er in der Öffentlichkeit genauso gelassen wie im Privatleben?

Ich weiß gar nicht, ob „Gelassenheit“ das Wort wäre, was ich schnell mit meinem Vater in Verbindung bringen würde. Er hat sich meist stark engagiert und war dann auch emotional sichtbar dabei. Allerdings hatte er sich gleichzeitig auch im Griff und fand eine angemessene Sprache, wenn er sich gegen etwas zur Wehr setzen wollte.

Können Sie etwas über bestimmte Gewohnheiten oder Rituale erzählen, die er pflegte, die vielleicht überraschend waren?

Rosenthal: Bevor die Live-Sendung „Dalli-Dalli“ begann, konnte er sich hinlegen und eine Stunde schlafen.

Hat Ihr Vater Hans jemals mit Ihnen über die Bedeutung seines Berufs gesprochen?

Es war für ihn – nach der Familie – das Wichtigste.

Der eingefrorene Bildschirm und der Ausruf „Sie sind der Meinung, das war spitze!“…

… waren sein Markenzeichen, an das man sich auch mehrere Jahrzehnte nach seinem Tod erinnert.

Gibt es abschließend etwas von ihm, das Sie in Ihrem eigenen Leben oder als Rechtsanwalt und Notar anwenden?

Ich versuche, meine Aufgaben ebenso gut zu strukturieren. Es ist unglaublich, wie viele Veranstaltungen er im Jahr im Fernsehen, im Hörfunk oder auf der Bühne selbst vorbereitete und durchführte. Das war nur durch eine exakte Planung möglich, die er auch nicht durch-
einanderbringen ließ.

Interview: Andreas Raffeiner

Hinweis

Das ZDF sendet am 2. April um 20.15 Uhr einen Spielfilm über Rosenthal. Direkt im Anschluss: die Doku „Hans Rosenthal – Zwei Leben in Deutschland“.

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