Nach Eklat in Buchenwald

Bundesregierung betont Unabhängigkeit von KZ-Gedenkstätten

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Das Konzentrationslager Buchenwald in der Nähe von Weimar.

Die Debatte über eine abgesagte Rede des deutsch-israelischen Philosophen Omri Boehm in der Gedenkstätte Buchenwald geht weiter. Die Bundesregierung betonte am Freitag die Unabhängigkeit solcher Gedenkstätten. Sie seien „unentbehrliche Lernorte gegen das Vergessen“, sagte Vizeregierungssprecher Wolfgang Büchner.

Dieses Gedenken setze voraus, dass sie ihrer Arbeit „in vollkommener Freiheit, ohne Bedrängung durch staatliche Institutionen oder gesellschaftliche Gruppen nachgehen können“, betonte der Sprecher. Er ergänzte: „Das bedeutet, dass die Gedenkstätten auch ihre Gesprächspartner frei wählen können müssen.“

Am Jahrestag der Befreiung, dem 11. April, hätte der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm auf der zentralen Gedenkveranstaltung in Weimar sprechen sollen. Die Einladung wurde jedoch aufgrund eines sich abzeichnenden Konflikts mit der israelischen Regierung zurückgezogen. Der in New York lehrende Boehm vertritt eine kritische Haltung zur Regierung seiner Heimat Israel und zur dortigen Gedenkkultur. Zu dem Vorgang äußern wollte er sich laut Medienberichten nicht.

Der Leiter der Gedenkstätte, Jens-Christian Wagner, machte die israelische Regierung für die Absage verantwortlich. „Einem Enkel einer Holocaust-Überlebenden das Wort zu versagen, das ist wirklich das Schlimmste, was ich in 25 Jahren Gedenkstättenarbeit erlebt habe“, sagte er dem Sender radio3. Wagner, der die Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora leitet, bezeichnete den Vorgang als „äußerst bedauerlich“. Er wolle es nie wieder erleben, „tatsächlich gedrängt zu werden“.

Ein Sprecher der israelischen Botschaft hatte dem „Spiegel“ zur Causa Boehm gesagt: Die Entscheidung, einen Mann einzuladen, der Yad Vashem als Instrument politischer Manipulation bezeichne und den Holocaust relativiere, sei „eine eklatante Beleidigung des Gedenkens an die Opfer“.

KNA

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